Lebenslauf
Hugo Balzer

Fortsetzung des vorangegangenen Artikels:

Der Lehrkörper wurde von Balzer an Ort und Stelle auf die Befolgung der Parteidoktrin eingeschworen:„… muss ich [Balzer] daher von Ihnen [den Lehrern] … unbedingt und ohne die leiseste Konzession …, dass Sie die Musikerziehung in einer von jeder Einseitigkeit im reinen technischen Sinne f r e i e n Ar t und in d e r umfassenden Weise ausführen, die den a l l g e m e i n e n Erziehungsgrundsätzen des nationalsozialistischen Staates entspricht.“ Durch die Bildung ihres „Charakters“ sollten die Schüler ihr „Volkstum“ erkennen. Derartige Beschwörungsformeln zur Vorbereitung der Jugend auf den „Dienst am Volke“ und den „Volksgedanken“ waren keine Seltenheit. Der Gedanke der „Volksgemeinschaft“ war Grundbestandteil der NS-Ideologie und galt als motivierendes und leistungssteigerndes Element für die „Volksgenossen“ im sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf.(36)

Die „Volksgemeinschaft“ hob gesellschaftliche Unterschiede auf. Familiäre und soziale Herkunft, Bildung oder Beruf spielten keine Rolle mehr. Allein das biologische Erbgut und die „Rassenzugehörigkeit“ waren dafür ausschlaggebend, ob man zur „Volksgemeinschaft“ dazugehörte oder nicht. Diese Vision war auch in den allgemeinbildenden Schulen weit verbreitet. In den Düsseldorfer Gymnasien waren seit 1933 radikale Umgestaltungstendenzen im Gange: „Sie [die Schule] muß ihre Jugend zur Totalität im Sinne Hitlers erziehen, zur Hingabe und zur Dienstbereitschaft am Volke.“(37) Zuvorderst also kam die Erziehung zum charaktervollen Menschen, dann erst die Bildung. Dieser Prämisse folgend wandte sich Balzer in seiner Rede an die Schüler: „… ich werde unerbittlich darauf achten, dass persönliche Anlagen auch auf persönliche Art ausgebildet werden. Denn nur dann können Sie [die Schüler] positive Träger des idealen Gemeinschaftsgedankens werden, auf dem sich unsere kulturelle Entwicklung und Weltanschauung aufbauen soll!“ Insbesondere betonte Balzer die Modellhaftigkeit und die hohen Erwartungen an das Institut, leistungsbereite „Volksgenossen“ liefern zu können und ordnete dies – so sein Ausdruck – als „Führerverantwortung“ ein: „Es ist ja unser innigster Wunsch, Persönlichkeitswerte, die ausschlaggebend wichtig für die Ausschaltung der Mittelmäßigkeiten aus unserem deutschen Kulturleben sind, sorgfältig zu pflegen und zu bewahren.“ Zum Schluss kam Balzer auf das Wesen der Musikerziehung zu sprechen und räumte ihr eine wesentliche Rolle in der Realisation des „Volksgedankens“ ein, da „Musikerziehung ein Teil des gesamten Kulturkreises der Erziehung überhaupt ist und sie daher zum Volksmenschentum heranbildet. […]
Heil Hitler!“(38)

Bild: Reichsmusiktage 1938 - Werkpause: Konzert des Reichssymphonieorchesters in einer Werkhalle der Düsseldorfer Firma Schieß de Fries am 23. Mai 1038