Tonhalle

Tonhalle Düsseldorf

Die Tonhalle Düsseldorf ist die musikalische Heimat des Städtischen Musikvereins und der Düsseldorfer Symphoniker. Dort finden die Symphoniekonzerte (Konzerte der Reihe "Sternzeichen") der Stadt Düsseldorf statt. Darüber hinaus bietet die Intendanz der Tonhalle ein umfangreiches Konzertprogramm mit einer Vielzahl von Konzertreihen und Veranstaltungen aller Art. In ganz besonderer Weise hat sich die Tonhalle Düsseldorf mit ihrem Intendanten Michael Becker der musikalischen Jugendförderung verschrieben. Die Tonhalle Düsseldorf gilt als das „jüngste Konzerthaus in Deutschland“ und als das einzige Konzerthaus mit einem eigenen Jugendsinfonieorchester. Bestellen Sie sich das Jahrbuch „O-Ton“ für die jeweilige Konzertsaison und Sie werden schnell die Vielseitigkeit und die interessanten Programmfolgen erkennen. Klicken Sie auf den Menü-Punkt „Tonhalle Veranstaltungen“ und Sie befinden sich auf der Internet-Präsenz des Hauses.

Geschichte

Jeder Düsseldorfer, der einen kulturellen und stadtgeschichtlichen Hintergrund hat, bekommt bei Nennung des Gebäudenamens „Tonhalle Düsseldorf“ Glanz in den Blick, Wehmut ins Herz aber auch ein wenig Stolz in der Brust.

Tonhalle Düsseldorf war für die Düsseldorfer über mehr als 150 Jahre Synonym für hochrangige Feste und große kulturelle Erlebnisse. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verließ man zu Fuß oder mit dem Pferdewagen durch das Flinger-Tor die Stadt und kam nach Überwindung einiger Befestigungsanlagen über den Flinger Steinweg (die heutige Schadowstraße) in einen herrlichen Wald. Dort befand sich „Jansens Garten“, später „Beckers-Gartensaal“ genannt, der für die Düsseldorfer eine äußerst beliebte Vergnügungsstätte war.

Hier wurden die „Niederrheinischen Musikfeste“ begründet, hier war die Wiege des Städtischen Musikvereins im Jahre 1818, hier wirkten als Musikdirektoren Johann August Burgmüller, Ferdinand Ries, Louis Spohr, Felix Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand Hiller, Julius Rietz, Robert Schumann, Julius Tausch, Julius Buths, Karl Panzner, Georg Lennart Schneevoigt, Hans Weisbach und Hugo Balzer. Mendelssohns „Paulus“ und Schumanns „Der Rose Pilgerfahrt“, „Adventlied“ und „Requiem für Mignon“ wurden hier u.a. uraufgeführt. Josef Joachim, Johannes Brahms, Hans Richter, Otto Goldschmidt, Jenny Lind, Clara Novello, Franz Liszt, Anton Rubinstein, Richard Strauss, Georg Szell, Fritz Steinbach, Ferruccio Busoni, Eugen d’Albert, Walter Gieseking, Bronislaw Hubermann, Edward Elgar, Pablo de Sarasate, Wladimir Horowitz, Elly Ney, Edwin Fischer, Kans Knappertsbusch und viele andere mehr, wirkten hier an umjubelten Konzerten mit.

1850 übernahm die Hofkonditorei Geisler die Lokalität und übergab sie 1863 in das Eigentum der Stadt Düsseldorf. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Säle vielfältig umgestaltet und dann -nach langen Diskussionen im Stadtrat- in den Jahren 1880 bis 1892 komplett neu errichtet. Die neuen Gebäude erhielten die alten Namen, es blieb also bei „Tonhalle“ Düsseldorf und bei den Namen für die Säle: Der Kaisersaal mit 3.000 Plätzen in Stuhlreihen und 1.000 Plätzen an Tischen, dem Rittersaal mit ca. 1000 Plätzen, dem Verbindungssaal und einer Vielzahl von repräsentativen Nebenräumen sowie einem großen Kellergewölbe. Im Jahr 1912 hörte man im Kaisersaal mit 1000 Mitwirkenden (kurz nach der Münchner Uraufführung) die zweite Aufführung der 8. Symphonie („Symphonie der Tausend“) von Gustav Mahler.

In den Jahren 1938 und 1939 fanden hier die „Reichsmusiktage“ statt. Ziel der damaligen Machthaber war es, Düsseldorf zur Reichsmusikhauptstadt zu küren. Aus diesem Anlass mussten die Tonhalle Düsseldorf und die Stadt auch die entwürdigende Ausstellung „Entartete Musik“ ertragen.

Im zweiten Weltkrieg hatte die Pracht in einer Bombennacht des Jahres 1943 leider ein Ende, die Tonhalle wurde zerstört. In den Nachkriegsjahren stand die Kultur zunächst und auch verständlicherweise im Hintergrund. Der Kommerz erhielt die Oberhand bei den Stadtverordneten, was dazu führte, dass das Gelände der Tonhalle an einen Kaufhauskonzern verkauft wurde, der heute noch dort sein Filiale hat.

Von da an lebte das musikalisch-kulturelle Düsseldorf hinsichtlich eines repräsentativen Konzertsaales immer in Provisorien. Man wanderte vom Opernhaus in den damaligen Schumann-Saal und dann in die schmucklose Rheinhalle. Der Kuppelsaal der Rheinhalle (vormals als Planetarium errichtet) wurde im Krieg stark beschädigt und diente in den Nachkriegsjahren, nach notdürftigen Renovierungsarbeiten, mit dem Namen „Rheinhalle“ als Konzert und Veranstaltungssaal. Hier feierte der Musikverein z. B. sein 150-jähriges Bestehen (1968) mit der Darbietung der 8. Symphonie von Gustav Mahler unter GMD Rafael Frühbeck de Burgos und mit dem New Philharmonia Chorus London als Gast.

Neuanfang / Pläne

Im April 1966 konstituierte sich die „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Düsseldorfer Tonhalle e.V." Zweck der Gesellschaft war der Bau eines repräsentativen Konzertsaales für die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Förderung des Konzertlebens in der Stadt.

Unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Willi Becker lesen sich die Namen der Gründerväter dieser für das Düsseldorfer Musikleben so überaus wichtigen Gesellschaft wie ein „Who´s who" der Düsseldorfer Bürger aus Wirtschaft und Politik jener Jahre: Fritz Conzen, Prof. Dr. h.c. Kurt Forberg, Professor Dr. Dr. Alois Greither, Dr. Konrad Henkel, Helmut Horten, Professor Dr.-Ing. Helmut Hentrich, Gerd Högener, Fritz Kulins, Dipl.-Ing. Viktor Langen, Heinz Mäurers, Udo van Meeteren, Dr. Egon Overbeck, Franz-Heinrich Ulrich, Hubert Werder. Prof. Dr. h.c. Forberg wurde zum ersten Vorsitzenden und die Herren Udo von Meeteren und Gerd Högener zu seinen Stellvertretern gewählt.

Nachfolger von Prof. Dr. Forberg im Vorsitz waren Dr. Fritz Kulins, Dr. Edgar Jannott, Dr. Sieghardt Rometsch und Patrik Schwarz-Schütte (2011). Alle Genannten setzten mit großem Erfolg die segensreichen Tätigkeiten zum Wohle einer „Tonhalle Düsseldorf“ fort. Die Gesellschaft fördert zahlreiche Konzerte und kümmert sich um die Verschönerung und Verbesserung des ehemaligen Planetariums „Rheinhalle“.

Mit der Tonhallengesellschaft im Rücken überzeugte Professor Hentrich, in der ihm eigenen Art, die Stadtoberen, den Rheinhallenbau zum neuen Konzertgebäude umzubauen. Die Neubaugedanken an anderer Stelle der Stadt wurden verworfen und es kam zu einer völligen Entkernung der Rheinhalle, jedoch unter Wahrung der denkmalwürdigen Bausubstanz.

Somit wurde die alte Rheinhalle, das ehemals größte Planetarium der Welt, nach langen Diskussionen zur „Neuen Tonhalle“ am Rhein “. Das Gebäude und der gesamte Ehrenhof wurden im Jahre 1926 anlässlich der Ausstellung GESOLEI (Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübung) von Professor Wilhelm Kreis errichtet und stellen ein bemerkenswertes Gesamtkunstwerk dar. Von der Stadt aus gesehen begann 1926 dieses Bauensemble mit dem Kuppelsaal, der später ein Planetarium beherbergte. Im Anschluss daran wurden die Ausstellungsgebäude errichtet und direkt am Rhein ein großer Festsaal gebaut.

Der Umbau in die heutige Gestalt und Form wurde nur aufgrund einer genialen Idee des Düsseldorfer Ehrenbürgers, großen Mäzens und Architekten Professor Helmut Hentrich möglich. Nach eigenen Schilderungen kam ihm dieser Gedanke bei einer langweiligen Rede anlässlich eines Empfangs in der Rheinhalle, wobei er später feststelle, dass „..langweilige Reden doch offensichtlich auch einen Nutzen haben können.“ Basis der Idee war die Absenkung des vorhandenen Bodens, der Eingangsebene. Auf diese Weise war ein nutzbares Foyer zu erhalten. Die dadurch gewonnene Höhe ermöglichte es, darüber einen Konzertsaal einzubringen, und zwar unter der Voraussetzung, dass die ursprünglichen Kuppelmaße wiederhergestellt werden und damit eine für den Konzertsaal notwendige Höhe nach oben geschaffen wird.

Die Tonhalle Düsseldorf in ihrer äußerlich nahezu unveränderten Ursprungsgestalt ist Teil eines architektonisch äußerst wertvollen Bauensembles am Rande des Hofgartens, direkt am Rhein und in hervorragender städteplanerischer Lage.

Die neue Tonhalle am Rhein

Nach den geschilderten Umbaumaßnahmen konnte das Gebäude Im Jahre 1978 neu eröffnet werden. Mehr als 30.000 Menschen nahmen Ihre neue Tonhalle damals wieder in Besitz. Sie konnten sich davon überzeugen, dass die historische Form der Kuppel wiederhergestellt und vor allen Dingen die Backsteinarchitektur, die Zwickelbilder und das architektonisch bedeutsame „Grüne Gewölbe“, ein seltenes Beispiel für den Expressionismus in der Architektur, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. In diesem „Grünen Gewölbe“ residiert ein Teil der Glassammlung Hentrich. Prof. Hentrich hat mit großem Mäzenatentum der Stadt Düsseldorf unter anderem eine der bedeutendsten Glassammlungen der Welt gestiftet. Zudem wurde er wegen seiner Verdienste um die Musik in Düsseldorf vom Städtischen Musikverein zum Ehrenmitglied ernannt. Prof. Hentrich verstarb hochbetagt im Jahre 2001. Die ganze Stadt ist seinem Wirken verpflichtet und wird seiner immer ehrend gedenken. Das Gebäude erinnert an ihn und seine Gestaltungskraft, auch durch die vielen in ihm zu besichtigende Kunstwerke. Dies sind u.a. die beeindruckende Lichtinstallation von Prof. Günther Uecker im Foyer, die Spiegelinstallationen von Prof. Lutter, die restaurierten Rübsam-Statuen und Vieles mehr. Ein Besuch lohnt sich.

Nachdem am 2. April 1978 das alte Planetarium (Rheinhalle) als Tonhalle wieder eröffnet wurde, hatte man einen wunderschönen Konzertsaal, leider jedoch keine adäquate Akustik. Die –wie sich schnell herausstellte- durch nichts in den Griff zu bekommenden Schall- und Refelxionsprobleme führten in letzter Konsequenz sogar dazu, dass bedeutende Künstler (Dietrich Fischer-Dieskau, die Berliner Philharmoniker) sich weigerten, in diesem Saal aufzutreten. Trotz seiner unbestreitbaren künstlerischen Tradition und Bedeutung drohte Düsseldorf auf konzertant-musikalischem Gebiet in die „zweite Liga“ abzusteigen.

Die neue Akustik

Dieser Umstand, Brandschutzthemen und eine notwendig werdende Asbestbeseitigung zwangen schließlich im Jahre 2005 die Stadt Düsseldorf dazu, eine Generalsanierung vorzunehmen. Eine glückliche Fügung für die Musikstadt Düsseldorf, denn die Größe der notwendigen Umbaumaßnahmen wurde Anlass, entscheidende Eingriffe in die akustischen Gegebenheiten des kreisrunden Kuppelbaus zu planen und durchzuführen.

Unter maßgeblicher Beteiligung der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Düsseldorfer Tonhalle e.V.“, geleitet vom damaligen Vorsitzenden Dr. Edgar Jannott, wurde ein Modell der Tonhalle 1 : 12 erstellt, in dem zahllose rechnergestützte Akustikversuche durch das Team der Akustikfirma Peutz (Dipl.-Ing. Martijn Vercammen, Dipl.-Phys. Klaus Hendrik Lorenz-Kierakiewitz) ausgeführt werden konnten.

 

Die Umsetzung dieser Ergebnisse ist faszinierend und nahezu unglaublich: akustisch ist aus dem Rundbau nunmehr ein „konservativer“ Konzertraum mit den Qualitäten der ganz großen und bedeutenden Konzerthäuser (Concertgebouw Amsterdam, Musikvereinssaal Wien, etc.) entstanden.

Die Reaktion von Orchestern, Dirigenten, Presse und Publikum war einmütig: überwältigende Zustimmung zum jetzt endlich klingenden „neuen“ Saal, einer nicht für möglich gehaltenen Akustik und zudem einem grandiosen, auch optischen Ambiente der neu gestalteten Kuppel: Ein beeindruckender Sternenhimmel als Referenz an das ehemalige Planetarium. Von nun an bekam der Name „Das tönende Planetarium“ einen Sinn. Fazit: Düsseldorf hat nach der Zerstörung des legendären Kaisersaales der alten Tonhalle im zweiten Weltkrieg im November des Jahres 2005 endlich wieder einen Konzertsaal, der diesen Namen auch verdient!

Anhang

In den Gebäuden des Ehrenhofs befinden sich folgende Einrichtungen und Institute:

In den verschiedenen Museen finden ständige Ausstellungen und auch wechselnde Präsentationen statt. Die Säle werden für eine Vielzahl von Veranstaltungen vom Karneval bis zu Hauptversammlungen großer Firmen genutzt.

Stand: April 2015