Der neue Musikdirektor stellte sich mit einem Beethoven-Abend vor und präsentierte u.a. zwei Sinfonien hintereinander:
Ludwig van Beethoven (Bild):
a) Leonorenouvertüre Nr. 3
b) Sinfonie Nr. 3 (Eroica)
c) Sinfonie Nr. 5 (C-Moll)
Das Städt. Orchester
Tonhalle Düsseldorf
Zu diesem Eröffnungskonzert der Ära Schneevoigt schrieb der Kunstkritiker G. Luhde in der Düsseldorfer Zeitung u.a. wie folgt:
Düsseldorf, den 16. September 1925
Der Städtische Musikverein begann gestern die Reihe seiner Abonnementskonzerte unter neuer Führung. Professor Schneevoigt, der für die Dauer eines Interregnums von einem Jahr die seit Panzners Tod verwaiste Leitung des offiziellen Musiklebens in Düsseldorf übernommen hat, führte sich mit einem Beethoven-Abend äußerst wirkungsvoll ein. Neue Männer haben die Möglichkeit, Bedingungen stellen zu können und sie erzielen dann im Handumdrehen, um was sich die Vorgänger jahrelang vergeblich bemüht haben. Sie befinden sich sozusagen in der Lage eines Arztes nach dem Geschmack Mephistos: Zum Willkomm tappt er dann nach all den sieben Sachen, um die ein andrer viele Jahre streicht. Zu den sieben Sachen gehört in diesem Falle u.a. die von Panzner stets vergeblich angestrebte Verstärkung des Orchesters auf eine für einen modernen Instrumentalkörper und eine künstlerische Wirkensmöglichkeit angemessene Höhe. Die erhebliche Vergrößerung des Streicherchors bewirkte gestern, was Noblesse und Homogenität des Tones anbelangt, geradezu Wunder. Je mehr Streicher, um so feiner, gehauchter und immaterieller das Piano und Pianissimo und um so organischer, nuancierter und machtvoller die Crescendi der Geigen und die Steigerungen der Tutti. In der gestrigen Zusammensetzung war unser städtisches Orchester ein fast idealer Instrumentalkörper, auf dem zu musizieren für einen Künstler des Taktstockes eine Lust sein musste. Nun, Professor Schneevoigt spielte dieses Instrument meisterhaft. Sein erstes Konzert in Düsseldorf war ein glänzender Erfolg, und zwar siegte er im Zeichen Beethovens, der in seinem Herzen offenbar doch erheblich näher steht, als Tschaikowski, den er, wie ich an anderer Stelle berichtete, kürzlich in Scheveningen dirigirte. Sein klar umschriebenes Verhältnis zu Beethoven, wie es durch das gestrige Konzert offenbar wurde, berechtigt zu der Hoffnung, dass er auch sonst den Ton treffen wird, der für eine fruchtbare Gestaltung des Düsseldorfer Konzertlebens maßgebend sein muß.