Felix Mendelssohn Bartholdy gab seiner Schwester Fanny in einem Brief von diesem Tage einen Einblick in die für ihn so unbefriedigenden Verhältnisse am Düsseldorfer Theater:
"...Gleich als ich wieder ankam (nach einer Deutschlandreise, in der er Mitglieder für das Düsseldorfer Theater engagierte. M.H.), wehte mich die Intendantenluft an. Im Statut steht: die Intendanz besteht aus einem Intendanten und einem Musik-Director. Der Intendant wollte nun, ich sollte Musik-Intendant sein, er (Immermann (Bild). M.H.) Schauspiel-Intendant, und nun sollten wir sehen, wer dem anderen den Rang abliefe - darüber gab es gleich Skandal. Ich wollte nichts als dirigieren und einstudieren, und das war Immermann nicht genug. Wir wechselten verzweifelt grobe Briefe, in denen ich meinen Stil sehr zusammennehmen musste, um keine Spritze unerwidert zu lassen und meinen unabhängigen Grund und Boden zu behaupten. - Wir verständigten uns darauf und zankten uns gleich wieder, weil ich nach Aachen reisen sollte, um eine Sängerin dort zu prüfen und zu engagieren; und weil ich das nicht wollte. Darauf musste ich das Orchester engagieren, d. h. für jedes Mitglied zwei Contracte ausfertigen, mich über einen Thaler Monatsgage vorher bis auf's Blut streiten; - dann gingen sie weg - dann kamen sie wieder und unterschrieben doch; - dann wollten sie wieder nicht am zweiten Pult sitzen, dann kam die Tante eines erbärmlichem Musikers, den ich nicht engagieren konnte, und die Frau mit zwei unmündigen Kindern eines anderen Erbärmlichen, um ein gutes Wort beim Herrn Director einzulegen, - dann ließ ich drei Kerls Probe spielen, die geigten so unter aller Würde, dass ich keinen von ihnen annehmen konnte; ... ; unter 30 Leuten war ein einziger, der kurz sagte: >>ich bin zufrieden<< und seinen Contract unterschrieb; ... Inzwischen studierte Rietz Morgen und Abend den Templer ein; -- der Chor (des Theaters.M.H.) betrank sich und ich musste mit Autorität reden; - dann rebellierten sie gegen den Regisseur, und ich musste sie anschreien wie ein Hausknecht; ... ; - kurz ich fasste den Entschluss, drei Wochen nach Wiedereröffnung des Theaters meinen Intendantenthron zu verlassen, den ich auch Gott sei Dank ausgeführt habe."
Quelle: Mendelssohn Briefausgabe, Leipzig