Musikfest = Düsseldorf - 15. Niederrheinisches Musikfest am 26. und 27. 5. 1833
Zweiter Tag des Musikfestes unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy:
27.5.1833
2. Tag des Musikfestes
Ludwig van Beethoven: Pastoral-Symphonie Nr. 6 in F-Dur"
Ernst Wilhelm Wolf: Ostercantate"
Ludwig van Beethoven: "Leonoren-Ouvertüre"
Peter von Winter: Kantate Die Macht der Töne"
Vater Mendelssohn schrieb im Brief an seine Gattin nicht nur über die großen Erfolge ihres Sohnes, sondern auch über die ihn und Felix so begeisternde Atmosphäre in der Stadt während der Musikfeste und über den Ablauf der Konzerte im Beckerschen Saal:
"...Das Drängen und Treiben zu diesem Fest ist allerdings auch erfreulich; aus Holland kommen die Leute und eine Hauptsängerin aus Utrecht. In der Stadt ist nirgendwo mehr Platz. Ich genieße Gastfreundschaft bei Woringen. Nach dem Essen war Kaffeevisite, und kamen die Decker, Schadow u.a.. Felix hatte bei Prinz Friedrich diniert und kam mit Immermann zurück.
- Solch ein Musikfest am Rhein ist ein schönes und eigenes Ding; es ist ein Ereignis, nur von der Musik veranlaßt und nur in diesem Lande möglich. Die dichte Bevölkerung, der rasche rege Gewerbefleiß, welcher sie zusammendrängt, haben zu ihren Zwecken zahllose Transportmittel zu Wasser und zu Lande veranstaltet, und alle sind für diese zwei Tage in Anspruch genommen; seit vorgestern bringen Dampfboote, Eilwagen jeder Art, Extraposten, eigene Equipagen ganze Familien aus allen Gegenden.
- Es ist ein wahres Volksfest, daher ich auch bis jetzt keinen Polizeimann oder Gendarmen bemerkt habe, und der Magistrat die Wege bis zum Konzertsaal - er liegt außerhalb der Stadt - mit Feuerspritzen reichlich besprengen läßt. Aber auch das Lokal selbst trägt viel zur eigentümlichen Gestalt des Ganzen bei. Am Flingersteinweg, der Landstraße nach Berlin, etwa zweitausend Schritt vor der Stadt, in einem großen schattenreichen Wirtschaftsgarten ist ein Saal von 135 Fuß Länge, etwa 70 Fuß Breite und leider nur 27,5 Fuß Höhe hineingebaut. Der Saal faßt ungefähr 1200-1300 Menschen; ein Drittel davon ist für Chor und Orchester abgeteilt. Während der Pausen stürmt alles in den Garten, Massen von Butterbroten, Maitrank usw. werden an großen und kleinen Tischen verzehrt. Inzwischen werden in dem Saal Türen und Fenster geöffnet, und wenn die Luft gehörig erneut, die Pause abgelaufen ist, ertönt vom Orchester in den Garten ein starker Tusch, worauf alles wieder rasch und lustig in den Saal zieht; etwa Säumige oder noch Durstige ruft ein zweiter Tusch und - Israel schreit wieder zum Herrn".
Bild: Der große Konzertsaal mit der Holzkonstruktion