Der Chor des Städtischen Musikvereins hatte schon mit den unterschiedlichsten Dirigenten der internationalen Musikszene gearbeitet. Verständnisprobleme gab es so gut wie nie, sieht man einmal von den Golgotha-Proben (Frank Martin) im April 1977 ab. Dem seinerzeitigen Dirigenten Günter Wich war ein noch so ambitionierter Laienchor ganz offensichtlich wesensfremd.
Für Januar des so ereignisreichen Jahres 1989 erhielt der Chor eine sehr interessante Einladung in die Musikhalle ( Laeisz-Halle ) nach Hamburg. Unter der Leitung von Gerd Albrecht stand die Grande Messe des Morts (Requiem op. 5) von Hector Berlioz auf dem Programm. Das Philharmonische Staatsorchester unter seinem Chef! Dieter Heuler, langjähriger Produzent des Schallplattenlabels „KOCH/SCHWANN“ in Düsseldorf, meinte -als ich ihm davon berichtete- zu mir: „Es gibt wohl kein Orchester in Deutschland, das nicht von Gerd Albrecht beschimpft worden ist!“
Diese Worte im Vorfeld haben mich zugegeben erschrocken, was dazu führte, dass ich mich in einer unserer letzten Proben vor der Abreise nach Hamburg vor den Chor stellte und sagte „Er kann ganz schön bissig sein, aber er meint es nicht so…..“
Die Proben in Hamburg und die 3 (!) Konzerte verliefen ausgesprochen harmonisch und wurden ein großer Erfolg (Schallarchiv Vol. 14). Nach dem ersten Konzert ging ich dann zu Gerd Albrecht und meinte, wir hätten schon ganz schön „Respekt“ vor ihm gehabt aufgrund der vielen Storys, die man so höre. Er antwortete: „Was soll ich denn machen? Ihr fresst mir ja aus der Hand!“
-Auch ein Kompliment!-
Erinnerungen von Rainer Großimlinghaus im Juli 2021
Bild: Gerd Albrecht mit Hartmut Schmidt in Hamburgs Laeisz-Halle bei der Probe