Lebenslauf
Vereinsleben: Bewegte Zeiten – Schostakowitsch 13, „babij Jar“ – Deutsch oder Original

Wir hatten grade das Oratorium „The Dream of Gerontius“ von Edward Elgar unter der Leitung des beeindruckenden Sir Charles Groves in Düsseldorf aufgeführt. Gemeinsam mit einer Top-Auswahl des CBSO-Chorus Birmingham und natürlich im englischen Original. Damals fuhr ich gegen Ende 1983 nach Duisburg, um mit Lawrence Foster über ein für das kommende Jahr anstehendes Gastspiel (2. Symphonie von Gustav Mahler) in Monte Carlo zu sprechen. Dabei kam die Sprache auf die 13. Schostakowitsch, die in Duisburg für November 1984 im Rahmen des internationalen Schostakowitsch-Festivals vorgesehen war. Gemeinsam mit den Herren des Städtischen Konzertchores Duisburg. Es ergab sich eine Diskussion über die Frage „Original russisch oder deutsche Übersetzung“. Obwohl es sich um ein „Internationales“ Festival handelte, war schlussendlich Lawrence Foster nicht davon abzuhalten, die deutsche Fassung zu wählen. Ich fragte nach dem Grund seiner Entscheidung, und er meinte sehr bestimmend: „Die Leute sollen verstehen, um was es da geht!“ (Schallarchiv, Vol. 126).

Als Verfechter von Konzerten grundsätzlich in der Originalfassung hatte ich damit so meine Probleme. Eigentümlich übrigens, dass nur einen Monat später in gleicher Chorbesetzung die beiden Männerchöre aus Düsseldorf und Duisburg zum Hessischen Staatsorchester nach Wiesbaden fuhren, um das gleiche Werk unter Niksa Bareza aufzuführen. Ebenfalls auf Deutsch und seitens des Dirigenten mit dem selben Argument.

Ein Jahr später war die Diskussion über die Fassung absolut tabu. Bei den Berliner Festwochen und mit den Berliner Philharmonikern unter Charles Dutoit war selbstverständlich das Original angesagt. Klaus Geitel, seinerzeit Kritiker-Papst in Berlin, schrieb dazu: „…mit einer Textdeutlichkeit, als hätten sie das russische Idiom mit der Muttermilch aufgesogen…“ (Schallarchiv Vol. 5)

Im Februar 1990 wurde die Originalfassung dann in Düsseldorf unter der Leitung von David Shallon für eine CD aufgezeichnet (Schallarchiv Vol. 5a + Diskografie).

Erinnerungen von Rainer Großimlinghaus im Mai 2021

Bild: Lawrence Foster