Es wäre ja alles so schön gewesen: Das eingespielte Team Concertgebouw, Philharmonia Chorus und Städtischer Musikverein quasi als „Neuaufguss“ der Jubiläums 8. Mahler, nun aber unter Leonard Bernstein als Schlusspunkt seiner Mahler-Einspielungen für die Deutsche Grammophon. Für November 1989 war alles geplant. Dann kam die Absage aus Amsterdam wegen fehlender Budget-Mittel. So etwas tut weh, ist aber für den Musikverein noch lange kein Grund zur Aufgabe.
Leonard Bernstein gastierte im September 1989 mit den Wiener Philharmonikern in Bonn. Für uns, Kunibert Jung und mich, die Gelegenheit den charismatischen Dirigenten und seinen Manager Harry J. Kraut zu treffen. Die Idee war, wenn schon nicht Amsterdam, ginge es dann nicht in New York gemeinsam mit dem Westminster Choir und New York Philharmonic? Die DGG wollte den Mahler-Zyklus mit den -3- Orchestern aufnehmen, mit denen Leonard Bernstein in seinem Leben am liebsten und häufigsten musiziert hat: Wiener Philharmoniker, Concertgebouworkest und New York Philharmonic. Es hätte also gepasst. Wir trafen mit unserer Idee auf offene Ohren, auch bei Harry J. Kraut, der so etwas wie eine „Graue Eminenz im Hintergrund“ war, und der uns deutlich zu verstehen gab, dass der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf auf Grund seiner Reputation für ein derartiges Projekt willkommen sei.
Kunibert Jung übergab das Chronik-Buch „Aus Liebe zur Musik“ und wir fuhren guten Mutes nach Düsseldorf zurück.
Leider wurde aus alledem nichts. Die Mauer fiel, Bernstein kam ein letztes Mal nach Europa/Berlin und starb am 14. Oktober 1990. Das DGG-Mahler-Bernstein-Projekt blieb im engeren Sinne unvollendet. Die DGG schloss den Zyklus notgedrungen 1991 mit der Übernahme eines ORF-Mitschnitts aus dem Jahre 1975 von den Salzburger Festspielen.
Erinnerungen von Rainer Großimlinghaus im Juni 2021
Bild: Kunibert Jung überreicht Leonard Bernstein die Chronik "Aus Liebe zur Musik, zwei Jahrhunderte Musikleben in Düsseldorf"