Musikfest = Düsseldorf - 18. Niederrheinisches Musikfest am 22. und 23. 5. 1836
Mit Schreiben vom 3.6.1836 kündigte das Musikfestcomité ein Geschenk zum Dank an die Uraufführung des "Paulus" an. Fast ein Jahr verging bis zur Fertigstellung des Geschenks, welches im folgendem Brief beschrieben und mit diesem an Mendelssohn übergeben wurde (siehe auch die Einträge von 1836):
"An den Herrn Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy, Hochwohlgeboren
zu Frankfurt a.M.
Seit der Feier des Musikfestes 1836 ist mehr, denn ein Jahr vergangen. Während das Oratorium "Paulus" den siegenden Lauf durch die musikalische Welt richtete, denn es wurde auch in der andern Hemisphäre gegeben, ist Ew. wohl in unseren schönen Verhältnissen vielleicht die Erinnerung an jenes Verhältnis kaum wach geblieben, welches Sie veranlaßte, hier zuerst Ihr Werk auszuführen. Wir haben das Andenken an die schönen Festtage um so lebendiger bewahren können, je weniger uns Anlaß geboten war, hier über schönere, oder nur ähnliche in unserem Gedächtnisse zurücktreten zu lassen. Das Oratorium "Paulus" ist seitdem hier dreimal mit stets wachsender Theilnahme aufgeführt worden und schon jetzt denken wir daran, in dem Cyklus unserer nächsten musikalischen Aufführungen es zu wiederholen.
So ist uns denn auch der Verfasser dieses Werkes in stets gleicher Nähe geblieben. Mit Liebe und warmer Anhänglichkeit haben wir Sie auf Ihrem Lebenswege begleitet und mit gleicher Empfindung darnach gestrebt, das Andenken an Pfingsten 1836 auch in Ihnen freudig zu erhalten, indem wir, Sie und Ihr herrliches Werk ehrend, Ihnen ein sichtbares Zeichen unseres Dankes dafür, daß Sie uns dasselbe gegeben, einmalig zu brauchen gedachten und Ihnen dasselbe jetzt überreichen.
Empfangen sie die beikommende, für Sie von uns veranlaßte, nur in diesem einzigen Exemplare existierende Ausgabe der Partitur des "Paulus". Wir können die als Kunstwerk Ihnen übergeben, da Künstlerhand sie ausgeschmückt hat. Sie finden darin analoge Handzeichnungen von einer Reihe von Künstlern, dem mehrere, Schadow, Hübner, Bendemann, Menzel, aus eigener Verehrung für Ihr Werk und in freundschaftlicher Gesinnung für Sie und aus freiem Antriebe in den Stand setzen, das Werk so reich zu schmücken. Bei allen Zeichnungen hat Künstlerbegeisterung für Paulus das Beste gethan, und mit Freude sehen wir, daß es unserem Bestreben gelungen ist, Ihnen dankbar ein neuartiges Erinnerungszeichen an unser Musikfest zu übergeben.
A. Schrödters Meisterhand hat Ihrem Werke ein Dedikationsblatt vorgesetzt. Auf der Palme des Ruhmes nimmt Ihr Name die Stelle unter den großen Componisten würdig ein, für welche die Mühe ihn aufzeichnet. Möge Ihr Ruhm, von Werken, wie Paulus, getragen, fortan, wie jetzt, Ihr Leben verschönen! Möge es uns vergönnt sein, uns lange und immer und unter Ihrer Leitung und dieses Ruhmes, wie Ihrer Werke zu freuen! Möge Ihnen unsere jetzige Gabe die Freude machen, welche wir in der Vorbereitung dafür empfunden haben!
Wir bitten Sie, die Versicherung unserer Hochachtung, wie unserer herzlichen Freundschaft und Ergebenheit zu genehmigen.
Das Comité für das Niederrh. Musikfest 1836."