Die Geschichte dieses Verdi-Requiems ist lang und steinig, ja dramatisch. Schon seit Eröffnung der Tonhalle hatte man den Plan, eine international hochrangig besetzte Aufführung dem Düsseldorfer Publikum zu bieten. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Düsseldorfer Tonhalle hatte mit der Errichtung des Konzertbaus ihre primäre Aufgabe erfüllt; nun erweiterte man die Ziele dieser Gesellschaft in die Realisierung besonders aufwändiger und kostspieliger Aufführungen, die ansonsten aus dem zur Verfügung stehenden Etat nicht hätten verwirklicht werden können. Für das Verdi-Requiem waren dann auch Namen wie Placido Domingo, Jessye Norman, Agnes Baltsa und Nicolai Ghiaurov im Gespräch. Doch die planerischen Vorlaufzeiten derartiger Solisten waren schon damals deutlich länger, als man sich das bei verantwortlicher Stelle in Düsseldorf so vorstellte. Real wurde dann eine Besetzung mit Margaret Price, Alicia Nafé, Piero Visconti und Kurt Moll. Das Ungemach nahm seinen Lauf, als eine Woche vor den beiden geplanten Sonderkonzerten Kurt Moll absagte. Peter Meven von der Deutschen Oper am Rhein war eine grandiose Alternative, jedoch nicht der Weltstar, den man zu diesem Anlass gerne gesehen hätte. Das erste Konzert am 29. Mai 1986 begann mit einer von Bernhard Klee vorgetragenen Entschuldigung in Sachen Tenor: Piero Visconti war indisponiert und bat um Nachsicht. Die Aufführung ging trotzdem gut über die Bühne, wobei die Altistin Alicia Nafé mit großem Abstand alle übrigen Solisten auf die Plätze verwies (was auch der Reaktion des Publikums eindeutig zu entnehmen war). Das nun konnte Margaret Price so nicht hinnehmen und war infolgedessen am nächsten Morgen krank. In einer Rettungsaktion konnte Julia Varady aus Berlin gewonnen und eingeflogen werden (das hier dokumentierte Konzert am 30. Mai 1986 begann flugtechnisch bedingt- ca. 1 Stunde später). Wohl nie mehr hat man in der Tonhalle ein solches Libera me gehört!
Der Städtische Musikverein ist sehr dankbar, dass dieses Tondokument über die Jahre hat erhalten werden können; das bezieht sich übrigens ausdrücklich auch auf die Orchesterleistung, denn wie in fast allen Rezensionen zu lesen ist- der Chor war durch seine zahlreichen Auslandsgastspiele bestens mit Verdis Meisterwerk vertraut, selten jedoch konnte man mit der Qualität der jeweiligen Orchester so recht glücklich werden. Das war in Düsseldorf endlich einmal anders!
Foto: Bernhard Klee bei der Probe