Schallarchiv
Verdi: Messa da Requiem

41 Einträge zu Aufführungen des „Verdi-Requiems“ verzeichnet die Chronik des Städtischen Musikvereins nach 1945. Dabei begegnen uns als Konzertorte sowohl die „Lichtburg“ in Herne wie die Festspiele von Aix-en-Provence oder das „Chatelet“ in Paris. Verdis größtes Sakralwerk gehört nicht nur beim Publikum zu den Schlagern der klassischen Musikliteratur, sondern bietet Solisten, Chor, Orchester und Dirigent eine ideale Präsentations-Plattform. So auch im Herbst 2015, als der Chor des Städtischen Musikvereins nach 14 Jahren (John Fiore) die ganze Breite seines Interpretations-Spektrums vom subtilsten Piano-Pianissimo zum schmetternden Höllendonner auf qualitativ höchstem Niveau ausleben durfte. Eine dreimal ausverkaufte Tonhalle ist im Düsseldorf des beginnenden 21. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit. Die Güte von Werk und Ausführenden wurde von einem begeisterten Publikum wie von der Presse bejubelt und bestätigt. Gerne möchte man sich an das Gewandhaus-Motto aus Leipzig erinnern: „Res severa verum gaudium“. Kurt Masur hat einmal sehr frei übersetzt „Man darf es sich nicht leicht machen, den Menschen eine wahre Freude zu bereiten!“  Dabei zeigte sich wieder einmal das völlig unberechenbare Umbesetzungs-Gespenst hinsichtlich der sorgsam ausgewählten Solisten. Tatsächlich blieb am Ende einzig die Partie der Mezzosopranistin so, wie ursprünglich vorgesehen. Tenor und Bass meldeten sich nach (!) der Generalprobe krank, die Sopranistin musste für die 3. Aufführung am Montag absagen. Trotzdem oder vielleicht sogar deshalb gelangen drei ganz außergewöhnliche Konzerte, die einen tiefen Eindruck hinterließen. Manfred Hill verwies nicht zu unrecht darauf, dass „ein ‚Ankerwerk‘ wie das Verdi-Requiem eben die ideale Ausgangssituation für herausragende Leistungen bietet.“ Wolfram Goertz schrieb unter anderem in der „Rheinischen Post“: „So präsent haben wir den Konzertchor der Landeshauptstadt lange nicht erlebt!“, und er meinte das uneingeschränkt positiv, indem er zusätzlich Attribute wie „phänomenal“ und „exzellent“ wählte. Intendant Michael Becker: „Ausgehend von diesem Abend bewegen wir uns jetzt auf einer 4-spurigen Autobahn hin zum Jubiläumsjahr 2018.“ Gespannt erwartet man die Realisierung eines solchen Hinweises für die kommenden Spielzeiten.

 

Ein bewegender Augenblick war am Sonntag-Vormittag nach dem Konzert vor Chor, Solisten, Publikum und Dirigent die Verabschiedung vom langjährigen Korrepetitor des Chores: Reinhard Kaufmann. Seit 1992 hatte er unter den Chordirektoren Prof. Hartmut Schmidt, Prof. Raimund Wippermann und Marieddy Rossetto mehr als 480 Konzerte vorbereitet und begleitet. Seine außerordentlichen künstlerischen wie menschlichen Qualitäten waren, sind und bleiben ein kostbares Gut in der Geschichte des Musikvereins. Die genannten künstlerischen Leiter des Chores wie auch die zahlreichen Dirigenten im In- und Ausland wussten Reinhard Kaufmann als kongeniale Künstlerpersönlichkeit zu schätzen. Der Chor hat in Reinhard Kaufmanns hilfreicher wie einfühlsamer Begleitung immer einen „sicheren Hafen“ gefunden. Sein freundliches, humorvolles und integres, stets präsentes und aufmerksam-sensibeles Wesen haben ihn im besten Sinne des Wortes zu einem geliebten Bestandteil, zu einem vertrauten Kontinuum für und im Chor werden lassen.

Vorstand, Chordirektorin und alle Mitglieder des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf werden Reinhard Kaufmann sehr vermissen!