Lebenslauf
125 Jahre Musikverein: Karlrobert Kreiten wird hingerichtet – Trauer in der Musikwelt

An diesem Tage wurde der begnadete Düsseldorfer Pianist Karlrobert Kreiten von den Nationalsozialisten hingerichtet. Karlrobert Kreiten machte eine unbedachte Äußerung über das Hilter-Regime, wurde denunziert und vom Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode verurteilt.
60 Jahre später, im September 2003, gedenkt man in der Tonhalle Düsseldorf mit der Uraufführung der „Kreiten´s Passion" von Rudi Martinus van Dijk (Text: Heinrich Riemenschneider) dieses schrecklichen Ereignisses.

Am 15.9.1943 vermeldete die Zeitung in Düsseldorf
"Zum Tode verurteilt - Wegen Feindbegünstigung
Drahtbericht - Düsseldorf, 15. September
Am 7. September 1943 ist der 27 Jahre alte Pianist Karl-Robert Kreiten aus Düsseldorf hingerichtet worden, den der Volksgerichtshof wegen Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt hat.
Kreiten hat durch übelste Hetzereien, Verleumdungen und Uebertreibungen eine Volksgenossin in ihrer treuen und zuversichtlichen Haltung zu beeinflussen versucht und dabei eine Gesinnung an den Tag gelegt, die ihn aus der deutschen Volksgemeinschaft ausschließt".

Ein Wort des Düsseldorfer Generalmusikdirektors Hugo Balzer ist in diesem Zusammenhang nicht bekannt.

Bild und Kurzbiographie: Karlrobert Kreiten (* 26. Juni 1916 in Godesberg bei Bonn, † 7. September 1943 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Pianist mit niederländischer Staatsbürgerschaft. Karlrobert Kreiten wuchs in einer musikalischen Familie auf. Seine Eltern waren die Sängerin Emmy Kreiten, geb. Liebergesell und der Komponist und der holländische Konzertpianist Theo Kreiten. 1917 zogen sie von Bonn nach Düsseldorf, nachdem sein Vater eine Stelle am Robert-Schumann-Konservatorium annahm. Er studierte in Köln und Wien Musik. 1933 gewann der Sechzehnjährige als jüngster von 252 Teilnehmern den internationalen Klavierwettbewerb von Wien - in der Jury saßen u.a. Wilhelm Backhaus und Moriz Rosenthal - und wenig später den Großen Mendelssohn-Preis in Berlin, der unter allen Schülern deutscher Hochschulen ausgetragen wurde. Sein Förderer Claudio Arrau, selbst ein ehemaliges Wunderkind und in Deutschland ausgebildet, urteilte noch in den achtziger Jahren: "Kreiten war eines der größten Klaviertalente, die mir persönlich begegnet sind. Wäre er nicht durch das Nazi-Regime kurz vor Kriegsende hingerichtet worden, so hätte er [...] seinen Platz als einer der größten deutschen Pianisten eingenommen. Er bildete die verlorene Generation, die fähig gewesen wäre, in der Reihe nach Kempff und Gieseking zu folgen." Als Kreiten sich abfällig über den Nationalsozialismus äußerte und den Krieg als verloren bezeichnete, wurde er von einer Freundin seiner Mutter denunziert. Am 3. Mai 1943 wurde er in Heidelberg, wo er ein Konzert geben wollte, von der Gestapo verhaftet. Es kam zum Prozess vorm Volksgerichtshof unter dem Vorsitz Roland Freislers, in dem Kreiten wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt wurde. Nach mehreren Monaten in Haft und Ablehnung mehrerer Gnadengesuche wurde er am 7. September mit mehreren Mitgefangenen hingerichtet. Der spätere TV-Journalist Werner Höfer begrüßte die Hinrichtung im 12-Uhr Blatt ausdrücklich, was 1987 zum Ende seiner langjährigen Fernsehkarriere führte. Die Pianistin Martha Argerich spielte im Rahmen der Berliner Festwochen im Jahr 1983 ein Gedenkkonzert zur Erinnerung an Kreitens 40. Todestag.