Musikfest = Düsseldorf - 1. Niederrheinisches Musikfest am 10. und 11. 5. 1818
Zum ersten Konzert beim Niederrheinischen Musikfest waren Chor und Orchester eine wahrhaft zusammengewürfelte Schar aus vielen Städten:
26 Sänger und 18 Musiker aus (Wuppertal) Elberfeld und Barmen
je 9 Musiker und 9 Sänger aus Köln
je 3 Musiker aus Neuss
je 3 Musiker aus Duisburg
je 2 Sänger und 2 Musiker aus Krefeld
je 2 Musiker aus Dortmund
je 1 Sänger aus Lennep
je 1 Sänger und 3 Musiker aus Aachen
je 2 Musiker aus München
je 3 Musiker aus Kleve
je 1 Musiker aus Moers, Neersen, Bonn, Schlebusch
58 Sänger und 54 Musiker aus Düsseldorf.
Alle kamen unter beschwerlichsten Umständen zusammen, jedoch wie der Chronist berichtet, gab es keine Unterbringungsprobleme, denn Zu diesem Musikfeste fuhren die Mitwirkenden aus den Rheinstädten - Damen und Herren - in schwankenden Kähnen den grünen Rhein hinunter oder per Hauderer in wackligen Chaisen die staubige Chaussee entlang gen Düsseldorf. Gar romantisch mögen diese Fahrten gewesen sein. Mit Gesang und Scherzen würzte man die Fahrt, die sicher mehr Kurz- als Langeweile den Teilnehmern verursachte. Die fahrenden Sänger fanden gastliche Aufnahme bei den Bürgern, die es sich zur Ehre anrechneten, eine liedreiche Dame oder einen sangeskundigen Herrn unter ihr Dach aufzunehmen".
Das Konzert fand im Jansenschen (nachm. Beckerschen) Gartensaal" am Flinger Steinweg statt.
Prof. Bernhard R. Appel schreibt in seiner Arbeit "Geislers Saal und die Tonhalle - Zur Geschichte zweier Konzertsäle in Düsseldorf (1818-1864) u.a. wie folgt:
"Der eigentliche Konzertsaal samt Vor-Saal, der mit einer Publikums-Galerie überbaut war, verfügte über eine Grundfläche von etwa 86 x 40 Fuß; d.h. der Saal bot auf einer Länge von ca. 28,6 m und einer Breite von ca. 12,6 m, Hauchecornes Angaben zufolge, seinerzeit 850 Menschen Platz (650 Zuhörer und 200 Ausführende). Der Zutritt zum Saal erfolgte für das Publikum vermutlich sowohl über das Vestibül als auch über eine seitliche Gartentür, während Instrumentalisten und Choristen einen weiteren Seiteneingang benutzen konnten, der ebenfalls direkt ins Freie führte.
Der Orchester- und Chorraum mit einer Grundfläche von ca. 12,6 m (Breite) x 7,5 m (Tiefe) war sechsfach abgestuft, wobei das über eine seitliche Treppe zu erreichende dreistufige Podium für die Chorsänger deutlich von den drei Ebenen der Instrumentalisten abgehoben war (siehe Bild). Auffallend ist bei den Violinen und Bratschen die Dreifachbesetzung pro Pult. Die Leitung der Aufführung oblag, wie der Grundriß-Zeichnung zu entnehmen ist, zwei "Directoren". Johann August Burgmüller (aus Düsseldorf) dirigierte das Orchester. Für die Chordirektion war Friedrich Johannes Wetschky (aus Düsseldorf) zuständig, während Johannes Schornstein (aus Elberfeld) am Flügel saß. Ein anonymer Berichterstatter zum 1. Niederrheinischen Musikfest hob diese Orchester- und Chor-Anordnung als besonders geglückt hervor:
"Vor Allem hat die Einrichtung des Orchesters gefallen, das in zwei [sie!] Absätzen sämmtliche Instrumente nach ihrer Wirkung und architektonischen Verhältnissen unter einander sehr glücklich vertheilt enthielt; der Chor höher als alle Instrumente, stand hinter diesen, die Solostimmen vornan. Der vorzügliche Ausdruck, den dadurch z.B. der Wechselgesang im Schlusschore der 'Jahreszeiten' gewann, hat diese Einrichtung trefflich bewährt; sie gewährte dem Ohre Alles, und war doch nicht unbeachtet zu lassen, entzog dem Auge nicht nur nichts, sondern gab demselben durch leichten Ueberblick und Ordnung um so mehr Genuss, als die Sängerinnen des Chores in weissen einfachen Gewanden und im grossen Halbkreise recht freundlich über das Geschwirre und Pfeifen und Klingen zu ihren Füssen herüber leuchteten."
Bild: Original-Bestuhlungsplan des Konzertsaales, des späteren Kaisersaales der Tonhalle, zu diesem Musikfest.