Die große Chance, Johannes Brahms (Bild) an Düsseldorf zu binden, wurde vertan. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Nach einer Zusage im Oktober 1876 (siehe vorangegangene Einträge) sagte Brahms schließlich ab. Sein Brief an Hiller erklärt die Hintergründe - nicht nur die Auflage, in Düsseldorf ein Musikinstitut zu errichten, schreckte Brahms ...
So schrieb er an Hiller im Dezember 1876 wie folgt:
Lieber Freund,
Dein Brief kommt soeben u. ich sage sogleich einige Worte darauf. Die Düsseldorfer Sache kann ich nicht so freundlich sehen wie Du. Beide Bedenken, die ich habe (Tausch u. die Hochschule) werden durch Alles was vorkommt nur gesteigert.
Die Sympathie für T(ausch) spricht sich zu laut und deutlich aus (auch durch die Abstimmung: 17 gegen 7). Ich denke mit Schrecken an diese unnütze, oberflächliche Demonstration für T(ausch) beim letzten dortigen Musikfest.
Über die Art einer Stellung u. alles Mögliche war ich doch schlecht unterrichtet. Jetzt, da ich ihn verdränge, muß ich nothwendig statt jener bloßen Sympathie die größte, berechtigte Theilnahme für ihn zeigen u. - er wird sie nöthig haben!
Die Hochschule nun drängt sich allerwärts - wenn ich nicht überredet werden soll - gar zu energisch vor. Ich glaube bestimmt daß der Bürgermeister darin gerade so denkt u. wünscht wie das Ministerium, ich hätte sonst längst darüber ein beruhigendes deutliches Wort. Das Geld um das es sich hier handelt, darf nur zu Schulzwecken gegeben werden. Daß in 2-3 Jahren weiter darum gefragt wird, wissen ja jedenfalls die Freunde Tauschs so gut wie ich!? Daß es - ohne das ins-Leben-treten der Schule, weiter gezahlt werden könne, hat man nie versucht auch nur anzudeuten! Nur: daß ich nach 3 Jahren andere Bedingungen machen könne.
Solche Aussicht kann aber doch die beste Wohnung ungemüthlich machen?
Dein
J. Brahms"