Schallarchiv
Schumann: Vom Pagen un der Königstochter Schumann: Der Königssohn

Obgleich schon 1984 aufgenommen, kommen die Orchester-Chor-Balladen erst jetzt (2008) in das digitale Schallarchiv des Musikvereins. Warum? Eine Antwort könnte lauten: die Diskografie des Chores verzeichnet ja eine erstklassige Produktion (EMI) der hier vorgestellten op. 116 und 140, und damit sind auch diese Raritäten des Repertoires nachvollziehbar. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Das vorliegende Band dokumentiert skurriler Weise ein Konzert, das so zunächst gar nicht beabsichtigt war.

Denn: das „Rheinische Musikfest“ neuerer Prägung sieht sich nur bedingt als Nachfolger der Niederrheinischen Musikfeste des 19. Jahrhunderts, denen der Musikverein zu Düsseldorf bekanntlich seine Gründung verdankt; der Westdeutsche Rundfunk als Hauptausrichter und konzeptionell federführend suchte vielmehr nach Möglichkeiten, seine eigenen Klangkörper (Orchester, Chöre) nicht nur via Radio, sondern auch „live“ einem breiteren Publikum zu präsentieren. Das ist verständlich, denn reine Studio-Orchester laufen Gefahr, „leblos“ zu musizieren. Schade, dass es sich als recht schwierig herausstellte, trotz dieser Ausrichtung für einen der ältesten und leistungsstärksten Kulturträger Nordrhein-Westfalens, den Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, einen adäquaten Platz im Gesamtprogramm zu finden. Erst im buchstäblich letzten Moment der Vorbereitungsphase gelang es, das Konzert vom 5 Juni 1984 „einzubauen“, allerdings ohne unser Orchester und ohne den Generalmusikdirektor (Bernhard Klee). Bei der Suche nach einer Orchesteralternative fiel die Wahl auf die in Marl ansässige Philharmonia Hungarica, einstmals ein durchaus gutes Orchester, das aber zunehmend mit Qualitätsproblemen zu kämpfen hatte. Die Philharmonia Hungarica war ursprünglich ein in Wien nach dem Ungarn-Aufstand 1956 gegründetes Exil-Orchester geflüchteter ungarischer Musiker, das während des „Kalten Krieges“ in erheblichem Umfang durch die Bundesregierung gestützt wurde. Nach 1990 spitzten sich die existenziellen Probleme des Orchesters derart zu, dass schließlich 2001 die Auflösung erfolgte. Aber schon 1984 konnte man deutlich hören, dass sich Schumann leicht anhört, aber schwer spielt! Die Aufnahme ist in diesem Fall jedoch nur bedingt Zeuge (das waren dann doch eher die Proben), zumal die Aufnahmetechnik über das Orchester wie auch –leider- den Chor einen recht mulmigen Klangmantel der sicher gut gemeinten Nachsicht stülpte. Die geschilderten Umstände waren somit zumindest teilweise Anlass dafür, die Aufnahme bis dato „ruhen“ zu lassen. Nimmt man –sine ira et studio- das Band dennoch nach fast 25 Jahren zur Hand, möchte man fast um Entschuldigung bitten, denn Hartmut Schmidt verstand es ganz offensichtlich, über allen Ärger und jegliche Irritation schwungvoll hinweg zu dirigieren. Und obendrein erhalten wir ein schönes Zeugnis der künstlerischen Zusammenarbeit von Vater und Sohn (Andreas Schmidt).


Prof. Hartmut Schmidt mit Sohn Andreas