Lebenslauf
Robert Schumann

Fortsetzung des vorangegangenen Artikels:

(4) Ein weiteres Problem entstand dadurch, dass die Sänger gewöhnt waren, während der Proben vom Klavier aus dirigiert zu werden. Die von Schumann verwendete, tatsächlich damals noch wenig verbreitete Methode des Dirigierens vom Pult aus, bereitete den Chormitgliedern enorme Schwierigkeiten. Clara Schumann ging schließlich mit zu den Proben und übernahm den Klavierpart. Zusätzlich, um die Schweigsamkeit bzw. schlechte Verständlichkeit ihres Mannes auszugleichen, versuchte sie sogar, dessen Interpretations- und Korrekturanweisungen den Musikern zu vermitteln. Dennoch war keine Verständigung zu erzielen, was nicht zuletzt an einer grundsätzlichen Problematik lag, über die Schumann durch seine Amtsvorgänger Mendelssohn und Rietz durchaus informiert worden war. Dies ahnend, hätte er wohl von Anfang an gegenüber den beiden überwiegend aus Dilettanten, Militärmusikern und nur wenigen Berufsmusikern bestehenden Klangkörpern Chor und Orchester, behaftet mit der ihm so gar nicht vertrauten rheinischen Mentalität, wesentlich pointierter auftreten müssen. Stattdessen prallten in Anspruch, Vorstellungen, Mentalität und Verfahrensweise Divergenzen aufeinander, die sich mit der Zeit als unüberbrückbar erwiesen.

Offensichtlich fiel es allen Beteiligten schwer, Schumanns Verhalten einzuordnen. Der dem Gesellschaftsleben eher abgeneigte Schumann sah sich nun zum ersten (und gleichzeitig auch letzten) Mal in seinem Leben mit der Situation konfrontiert, als öffentliche Instanz zu wirken und auch zu gelten. Nur schlecht konnte er sich in diese ungewohnte Rolle einfinden, zumal sie seinem Charakter zutiefst widerstrebte. Bevor es zum endgültigen Bruch kam und Schumann im Herbst 1853 seine Tätigkeit niederlegte, war wegen der ständigen Querelen zwischen Musikdirektor und Chorverein durch dessen Direktion die Vereinbarung getroffen worden, dass Julius Tausch als Schumanns Stellvertreter sämtliche Chorproben leitete, während dem Musikdirektor selbst nur noch die Proben mit dem Orchester sowie das Dirigat der Aufführung oblagen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Ludwig Hammers erwirkte anschließend, dass dem erkrankten Musikdirektor noch für das Jahr 1854 das komplette Salär gezahlt wurde.

Bild Robert Schumann, Historische Bildpostkarte mit Portrait des Komponisten nach unbezeichneter Vorlage. Aus russischer Produktion, rückwärtig auch in französisch bezeichnet: Union postale universelle, Verlag/Serie: 3064 und Verlagssignet am unteren linken Bildrand, um 1900, StadtMuseum Bonn