Lebenslauf
Robert Schumann

Zu Schumanns Komposition "Nachtlied op. 108", welches am 13. März 1851 in Düsseldorf erstaufgeführt wurde, schrieb Friedrich Hebbel an diesem Tage des Jahres 1853 folgenden Brief an Robert Schumann (Quelle: Schumann-Portal Bonn):

"Wien, d. 10. May 1853
Verehrtester Herr,

Sie haben nicht aufgehört, mir von Zeit zu Zeit die schönsten Proben Ihrer fortgesetzten Theilnahme zu geben und Ihre Güte durch die Komposition meines Nachtliedes und deren Widmung auf eine mich wahrhaft beschämende Weise gekrönt. Längst hätte ich Ihnen dafür wenigstens meinen Dank gesagt, wenn unser junger Freund Debrois mir nicht Hoffnung gemacht hätte, daß ich vielleicht einen Abdruck erhalten würde; jetzt, da er Ihnen gerade schreibt, muß ich aber durchaus mein Gewissen erleichtern. Ihre Werke, soweit sie mir zugänglich waren, sind schon seit Jahren eine Quelle hohen Genusses für mich gewesen, denn Sie erweitern den Kreis der Musik, ohne ihn zu zersprengen, und zwar, wie ich es in meiner Kunst ebenfalls versuche, auf dem Wege größerer Vertiefung in die gegebenen Elemente. Dieser Genuß steigt mir natürlich noch um ein Unendliches wenn Ihre Schöpfung, um mich so auszudrücken, eine Wiedergeburt der Meinigen ist und mich in meine eigensten früheren Zustände zurückversetzt, ja, mir dieselben erst recht eigentlich aufschließt. So ist es mir besonders mit dem Nachtliede ergangen, obgleich ich es bis jetzt nur sehr unvollständig vernahm; ich habe das Gedicht immer lieb gehabt und es bis auf den heutigen Tag lieb behalten, bin aber erst durch Ihre Musik, die mich in die Heidelberger Dämmernacht, in der es entstand, ganz zurückführte, zu der Erkenntniß gekommen, daß der Dichter so ahnungsreichen Natur- und Seelenmomenten doch nur die äußersten Umrisse abgewinnt und daß das Leben durch die verwandte Kunst hinzugethan werden muß. Empfangen Sie meinen wärmsten Dank für die Auferstehungsfeier einer vergangenen Zeit, die mir durch Sie zu Theil wurde, und lassen Sie sich denselben durch die Zusendung meines Michel Angelo ausdrücken, den wohl (leider!) Niemand besser verstehen wird als Sie. Er hat mir gute Dienste gethan und mich nicht blos momentan, sondern für immer der widerwärtigen Misere, mit der wir in unserem eigenen Kreise kämpfen müssen, entrückt; möge er Ihnen gelegentlich auch einmal als Hausmittel zu Statten kommen! Darf ich bitten, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen?
C.F. Hebbel"

Bild und Kurzbiographie: Christian Friedrich Hebbel (* 18. März 1813 in Wesselburen, Dithmarschen; † 13. Dezember 1863 in Wien) war ein deutscher Dramatiker und Lyriker. Friedrich Hebbel wurde in Wesselburen als Sohn eines Maurers geboren und war dänischer Untertan, da die Region Norderdithmarschen seit 1559 sich unter dänischer Herrschaft befand und erst kurz nach seinem Tod von preußischen Truppen erobert wurde. Er schrieb vor allem Dramen, u.a. Agnes Bernauer, Gyges und sein Ring sowie Die Nibelungen. Sein größter Erfolg bis heute aber blieb das 1843 entstandene Drama Maria Magdalena. In Wien erhielt Hebbel öffentliche Anerkennung für sein Werk und wurde schließlich als erster mit dem neu geschaffenen Schillerpreis ausgezeichnet.