Lebenslauf
Robert Schumann

Robert Schumann schrieb an den Dichter der "Rose", Moritz Horn, und berichtete über die Uraufführung mit Begleitung des Klaviers:

"Düsseldorf, den 29. Septbr. 1851.

Geehrter Herr,
Großen Undanks könnten Sie mich zeihen! Wir haben vor einigen Monaten schon »die Rose« aufgeführt und Sie werden nicht begreifen können, daß ich es Ihnen nicht meldete. Dies ging so zu. Wir haben keinen guten Tenor hier, daher ich einen Kölner Herrn (Der Tenorist Ernst Koch, Cöln-Stuttgart) um Uebernahme der Partie bitten mußte. Dieser schrieb mir aber erst zwei Tage vor dem Tag der Aufführung fest zu, so daß es nicht möglich war, die Nachricht noch bis zu Ihnen gelangen zu lassen. Zwar hätte ich Ihnen nun gleich nach der Aufführung schreiben, über die freundliche Wirkung, die das Stück gemacht, berichten mögen. Wir reisten aber kurz nach der Aufführung auf längere Zeit nach der Schweiz, und später noch auf einige Wochen nach Belgien, so daß der Sommer verstrichen, ohne daß ich meine Schuld abgetragen. Möchte dies Alles mich denn bei Ihnen in etwas entschuldigen.

Was nun die Veröffentlichung der Composition anlangt, so ist es damit noch ziemlich weit aussehend. Ich habe nämlich das Stück ursprünglich nur mit Pianoforte-Begleitung componirt, die mir des zarten Stoffes halber auch vollkommen hinreichend er scheint. Nun bin ich aber doch von Freunden und Bekannten angegangen worden, das Ganze zu instrumentiren. Es wird dadurch die Composition größern Kreisen zugänglich, was nicht zu läugnen ist. Diese Instrumentirung ist aber eine bedeutende Arbeit und ich kann sie schwerlich in kürzerer Zeit als zwei Monaten beendigen; dazu bin ich die nächste Zeit außerdem durch eine Menge Arbeiten in Anspruch genommen. In Summa, ich glaube kaum, daß ich vor Jahres Frist mit der Herausgabe zu Stande komme. Mit einem Verleger habe ich aus diesen Gründen auch noch nicht unterhandelt, dies kann Sie aber nicht abhalten, Ihre »Rose« sobald wie möglich der Oeffentlichkeit zu übergeben.

Vor allem wichtig scheint mir nun auch, daß Sie den Text, wie er sich für meine Composition gestaltet hat, im Zusammenhange kennen lernen, ich habe ihn deshalb copiren lassen und lege ihn bei. Es ist mir kein Zweifel, daß Sie in einer selbstständigen Ausgabe Ihrer Dichtung in den meisten Stellen dem ursprünglichen Original treu bleiben werden. Jedenfalls wäre es mir sehr interessant das Gedicht, wie Sie es zum Druck bestimmt, noch vor dessen Erscheinen kennen zu lernen.

Bitten möchte ich Sie noch um gelegentliche Rücksendung der beifolgenden Copie des Textes. Ganz in Ordnung ist er auch noch nicht. Doch darüber später.

Haben Sie mir nicht bald wieder etwas Poetisches mitzutheilen. Es sollte mich freuen.

Zum freundlichen Andenken empfohlen

R. Schumann."

Bild: Cover der Schallplattenproduktion des Städtischen Musikvereins von "Der Rose Pilgerfahrt" bei EMI aus dem Jahre 1974.