Lebenslauf
Robert Schumann

An diesem Tage schrieb Robert Schumann an den Dichter Moritz Horn, mit dem er auch wegen "Der Rose Pilgerfahrt" im brieflichen Kontakt war, über seine neue Komposition "Der Königssohn":

"Ich habe vor Kurzem die Ballade: Der Königssohn von Uhland, für Solostimmen, Chor, und Orchester componiert, - doch auch nur bis zum Schluß, der geändert werden müßte. Vielleicht kennen Sie das Gedicht, oder können es sich doch verschaffen. Zur beseren musikalischen Wirkung müßte nämlich der Sänger nach den Worten - und wird nicht satt der Herrlichkeit und Fülle - selbst singend auftreten, aber nicht sterben, sondern im Preise seiner Heilung und der eben angeschauten Pracht - und der Chor zum Schluß in den Preis einstimmen. Es brauchen dies im Ganzen nicht mehr als 3 vierzeilige Verse zu sein." (Die Worte "selbst singend" und "Chor" wurden von Schumann im Brief unterstrichen)
Quelle: Jansen, F. Gustav (Hrg.), Robert Schumanns Briefe. Neue Folge, Leipzig 1886, 2. Aufl. 1904, S. 340

Moritz Horn antwortet am 29. 5. 1851 aus Chemnitz:
"Verehrtester Herr! Ich habe mich bemüht, den Sinn der Ballade zu entziffern und insbesondere über das Erscheinen des Sängers, das in den frühern Gedichten nicht vorbereitet ist, nachgedacht. Meine Idee ist nun diese: "Ich habe", spricht d. Sänger "gewartet wohl manche Jahre auf die Wiedergeburt des Reiches. Man hat mir gesagt, daß die Finsterniß meiner Augen weichen werde, wenn der Thron neu erglänzt, wenn der Anmuth sich die Kraft vermählt. Ein junger Held hat alles tapfer bestanden, die Königin erlöst aus der Zaubers Bande, das Seegenslicht, das geboren wurde, als ihr beide den Thron bestiegen hat mir die Binde der Finsterniß vom Auge genommen, mir und dem Reich bricht ein neuer Morgen an. Heil euch!" - Sollten Sie diese Auffassung nicht ganz unrichtig finden würde ich diese in Dichtung einzukleiden versuchen.
Moritz Horn - Chemnitz)"
Quelle: Brief Moritz Horns an Robert Schumann, Chemnitz, 29. Mai 1851, Abschrift aus der Correspondenz Bd. 23, Nr. 4205, Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf.

Am 9. 6. 1851 erklärt sich Robert Schumann brieflich einverstanden und konkretisiert seine Vorstellungen folgendermaßen:
"Auch für die Mittheilung über den Schluß der Uhland'schen Ballade meinen Dank! Ich bin ziemlich ganz damit einverstanden. Nach den Worten - "und wird nicht satt der Herrlichkeit und Fülle" müßte der Sänger anstimmen, und zwar nach der musikalischen Anlage des Stückes, das ich schon fertig habe, vier Verse im selben Metrum, wie Uhland Nro. 8 singen, dem sich dann ein allgemeiner Chor, der auch in einem andern Versmaße geschrieben sein könnte, und auch den Preis des Königspaares zum Inhalt hätte, anschlöße. Wär' es möglich, daß Sie sich im Sprachausdruck, der freilich sehr eigenthümlich, der Weise Uhland's etwas nähern wollten, so wär dies sicher zum Besten des Ganzen."
Quelle: Erler, H. (Hrg.), Robert Schumanns Leben. Aus seinen Briefen geschildert, 2 Bde., Berlin 1887, Bd. 2, S. 148.
Bild: Autograph von "Der Königssohn"