Lebenslauf
Robert Schumann

An diesem Abend fand eine „Musikalische Soirée", gegeben von Clara Schumann geb. Wieck und unter der Leitung von Robert Schumann mit folgendem Programm statt:
1. „Trio für Pianoforte, Violine und Violoncell (d-Moll)" von Robert Schumann, vorgetragen von Frau Clara Schumann und den Herren Wasielewski und Forberg.
2. Liedvortrag:
- „Mein Herz ist im Hochland" von F. Hiller;
- „Schilflied" von F. Mendelssohn Bartholdy;
- „Die Elfe" von J. Rietz, vorgetragen von Frl. Mathilde Hartmann.
3. „Sonate (f-Moll, op. 57)" von L. v. Beethoven, vorgetragen von Clara Schumann.
4. „Andante und Variationen für zwei Pianoforte" von R. Schumann, vorgetragen von Herrn Kapellmeister F. Hiller und Frau Clara Schumann.
5. Liedvortrag:
- „Das Aehrenlied" von F. Mendelssohn Bartholdy
- „Wenn ich ein Vöglein wär" und „Ländliches Lied für Sopran und Alt", vorgetragen von Frl. Mathilde Hartmann und Frl. Friederike Altgelt.
6. „Impromptu (op. 30 Nr. 2)" von F. Hiller,
- „Notturno (Fis-Dur) von F. Chopin
- „Lied ohne Worte (-Dur)" aus dem 6. Hefte von F. Mendelssohn Bartholdy, vorgetragen von Clara Schumann.

In diesem Programm trat Clara Schumann zum ersten Male in Düsseldorf auf. Clara war in besonderem Maße von Roberts Urteil über ihr Spiel abhängig. Im folgenden Auszug aus Berthold Litzmann: Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen. Brand 2: Ehejahre 1840-1856. 7. Aufl. Leipzig 1925 S. 254 f. wird dies besonders deutlich:

"Für sie war und wurde eben jede Äußerung seines Wesens eine Art Offenbarung und seine Ansicht auch in den Fragen, in denen sie selbst ein Urteil hat, die allein maßgebende. Die einzige Trübung verursachte es, wenn diese letzte und höchste Instanz in allen Dingen mit ihren eignen künstlerischen Leistungen sich unzufrieden erklärte. Denn wie ein Lob von ihm ihr einen ganzen sonst verlorenen Konzertabend aufwog, ebenso schmetterte eine abfällige Äußerung oder auch nur Miene von ihm sie mitten im tosenden Beifall des Publikums in tiefste Verzweiflung. Und er hatte gelegentlich eine sehr verletzende und schroffe Art, die zuzeiten ihr Selbstvertrauen vollkommen lähmte, ohne daß er sich offenbar über die Tragweite seines Verhaltens klar gewesen wäre. Auf diese Weise ward ihr zum Beispiel das erste eigne Konzert, das sie am 9. November 1850 in Düsseldorf gab, und das ihr den größten Beifall des Publikums einbrachte, ein Tag tiefen Kummers. Das entgegen der ursprünglichen Absicht anstelle des Quintetts im letzten Augenblick ins Programm genommene D-moll-Trio verfehlte seine Wirkung auf das Publikum, nach Claras Meinung, weil es für das Publikum beim erstenmal hören zu schwer war, während Schumann die Schuld auf Claras schlechtes Spiel schob, "was mich entsetzlich betrübte, denn ich hatte es mit all meiner Kraft und all meinem besten Willen gespielt, und dachte für mich, so gut ist es doch noch nicht geklungen, desto bitterer war es daher für mich, statt eines freundlichen Wortes die bittersten, entmutigenstden Vorwürfe zu hören."
Auch ihr Vortrag der F-moll-Sonate von Beethoven fand an jenem Abend keine Gnade vor seinen Augen, obgleich das Publikum sie begeister aufnahm! "Ich weiß kaum mehr, wie ich noch spielen soll," klagt sie in völliger Verzweiflung, "während ich mich bemühe, den Sänger möglichst zart und nachgebend zu begleiten, spricht Robert, meine Begleitung ist ihm schrecklich! Müßte ich nicht mein Spiel benutzen, um auch etwas zu verdienen, ich spielte wahrhaftig keinen Ton mehr öffentlich, denn was hilft mir der Beifall der Leute, wenn ich ihn nicht befriedigen kann."
Bild: Clara Schumann