Fortsetzung des vorangegangenen Artikels von Dr. Matthias Wendt:
(2)"Bestärkt wird diese Annahme durch den Briefwechsel Schumanns mit Wilhelm Joseph von Wasielewski. Offenbar besaß Schumann keine eigenen Orchester-Stimmen zum "Adventlied" und hatte deshalb Wasielewski anläßlich dessen bevorstehender Übersiedlung von Leipzig nach Düsseldorf gebeten, die im Leipziger Gewandhaus vorhandenen Orchester-Stimmen leihweise zu seinem Stellenantritt nach Düsseldorf mitzubringen (Brief Robert Schumann an Wasielewski, Düsseldorf, 29. September 1850; vgl. Aus siebzig Jahren. Lebenserinnerungen von Wilh. Jos. v. Wasielewski, Stuttgart und Leipzig 1897, S. 107-108). Wie aus einem bislang unveröffentlichen Brief Wasielewskis an Schumann, Leipzig, 11. Oktober 1850 (Corr., Bd. XXII, Nr. 4024) hervorgeht, scheint dies auch so geschehen zu sein: "Die Orchesterstimmen zu Ihrem Adventliede habe ich bereits in meiner Verwahrung; ich denke es soll mir auch gelingen die Dubletten vom Streichquartette leihweise aus der Bibliothek des Gewandhauses zu erlangen". Wasielewski kam am Abend des 15. Oktober 1850 in Düsseldorf an, die erste (und einzige?) Orchesterprobe fand am 23. Oktober 1850, dem Vorabend des Konzerts statt (vgl. Robert Schumann. Chornotizbuch Düsseldorf, Autograph in D-Zsch; Archiv-Nr. 4871/VII C,6-A 3 S. 67). Da alle drei Posaunen-Stimmen vom Düsseldorfer Kopisten Ottmann geschrieben wurden, liegt die Vermutung sehr nahe, daß die ad-libitum-Verstärkung durch Posaunen erst im Zuge der Düsseldorfer Aufführung hinzugekommen ist. Alle drei Stimmen zeigen im übrigen Korrekturen, die mit Spätkorrekturen im Partiturautograph übereinstimmen und daher wohl aufführungsbedingt hinzugekommen sind. Neben den handschriftlichen Stimmen existieren gedruckte Chorstimmen, allerdings in solchen Massen (insgesamt 593 Stimmen), daß sie mit Sicherheit ebenfalls erst für das Musikfest 1856 angeschafft worden sind."
In Düsseldorf waren folgende Kopisten für Robert Schumann tätig:
Peter Fuchs
Klann
Otto Hermann Klausnitz
A. Ottmann
Friedrich Anton Schlatterer
Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822-1896)
Bild: Der Düsseldorfer Schumann-Forscher Dr. Matthias Wendt