Lebenslauf
Manfred Trojahn

Professor Manfred Trojahn löste im Jahre 2010 ein Versprechen ein und schrieb zur Uraufführung seines Werkes "Merlin-Prolog" dem Musikverein folgenden Brief:

"M.T.
Düsseldorf 28.2.2010

Verehrte Damen und Herren des Chores des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf,
lieber Herr Hill,

seit Jahren stehe ich in Ihrer Schuld und wenn ich heute endlich einmal meiner Pflicht nachkomme, um mich nach so langer Zeit endlich zu bedanken für eine wunderbare von Ihnen geleistete Arbeit an einem meiner Stücke, dann komme ich nicht einer „ungeliebten“ Pflicht nach, sondern ich hole etwas nach, was man gleichsam als „Familienmitglied“ immer wieder hinausgeschoben hatte, auch weil man sicher war, dass es die anderen der Familie einem doch verzeihen würden.

Ich bin nun so lange in Düsseldorf und kenne die Arbeit des Chores doch recht gut um zu wissen, wie Sie bei diesem Stück noch einmal über sich hinausgegangen sind, um die nicht gewohnten Schwierigkeiten zu bewältigen – und, wie ich heute noch auf der Einspielung hören kann – Sie haben sie bewältigt und es ist zu einer ganz großartigen Gesamtleistung gekommen.

Der Merlin-Prolog war gedacht als eine Art „Vorspiel“ in einer Oper, basierend auf dem Merlin-Schauspiel von Tankred Dorst, das ich für die Staatsoper unter den Linden umsetzen sollte. In jahrelangen Prozessen haben wir nicht vermocht, die Stofffülle so zu einem Opernstoff umzugestalten, dass sie hätte erhalten bleiben können ohne Wesentliches zu verlieren. Am Ende dann haben wir unsere Bemühungen aufgegeben und es gibt nun eine Fülle von Musik – absoluter Musik – und auch einige ausgeführte Passagen mit Gesang (eine davon ist in die 4. Sinfonie eingegangen). Der größte fertige Teil ist der Prolog.

Etliches, was einem in der riesigen Besetzung recht unwirtschaftlich oder gar bombastisch vorkommen mag, schuldet sich der ursprünglichen Idee einer entsprechend „riesenhaften“ Oper. Noch heute versucht man mich gelegentlich zu überreden, die Arbeit doch wieder aufzunehmen. Der damals entscheidende Aspekt für die Beendigung der Arbeit war die Erkenntnis, dass es wohl mehrere Abende bedürfen würde, um das Stück wirklich zu erzählen. Das scheute das Opernhaus und heute habe ich eine Scheu davor, mich den Rest meines Lebens einem einzigen Projekt zuzuwenden. So wird es diese Oper wohl – von mir – nicht mehr geben.

Ich erzähle Ihnen das noch einmal, um die Ihnen sicher noch erinnerlichen Schwierigkeiten der Partien ein wenig zu begründen.

Als ich vor einigen Tagen ein paar Flaschen Wein gekauft habe und in einem Gespräch mit dem Weinhändler auf dieses Stück kam, in dem er mitgesungen hatte! – er erinnerte sich an die misch-misch-Passagen, was für einen Weinhändler ja sicher die adäquaten Stellen sind (der Wein war übrigens großartig !!!) – da wurde mir klar, wie sehr den Chor das Stück beschäftigt hatte und dass ich nun endlich einmal diesen Brief schreiben sollte, in dem ich deutlich machen kann, wie sehr ich den Einsatz von Ihnen geschätzt habe und wie sehr mich unsere Aufnahme freut – und wie sehr ich mich damals gefreut habe, dass das Stück und die Arbeit daran bei dem doch gar nicht so einfachen Düsseldorfer Publikum angekommen ist.

Ich werde Ihnen heute wieder zuhören, wenn Sie Schumann singen, und ganz glücklich sein, weil ich diesen Brief bei mir trage, den ich dann Herrn Hill geben kann.

Und ich kann nun viel freier darauf hoffen, bald einmal wieder mit Ihnen zu arbeiten und die Familienbande noch enger zu gestalten.

Ich grüße Sie herzlich und bin in großer Verbundenheit
Ihr
Manfred Trojahn"

Bild: Manfred Trojahn bei der Orchesterprobe im Gespräch mit GMD John Fiore, der die große Partitur in Händen hält.