Lebenslauf
Karl Panzner

Musikfest = Düsseldorf - 87. Niederrheinisches Musikfest am 4., 5. und 6. Juni 1911

Karl Panzner leitete als „Festdirigent“ das 87. Niederrheinische Musikfest, in Düsseldorf das 30., im Jahre 1911. Das Festpublikum hörte folgendes Programm:

4.6.1911
Georg Friedrich Händel: „Messias" in der Bearbeitung von Josef Reiter
Frau Iracema-Brügelmann, Sopran
Maria Philippi, Alt
Felix Senius, Tenor
Paul Bender, Baß
F.C. Hempel, Orgel
Das Städtische Orchester
Kaisersaal

Zu der Reiter'schen Bearbeitung finden sich im Programmheft zu diesem Fest folgende Anmerkungen:

"...Händels Oratorium "Der Messias", das Werk des ersten Musikfest-Tages, wetteifert an Volkstümlichkeit mit Bachs Matthäuspassion. Man genoß es allenthalben, ohne den "historischen Sinn" zu bemühen, bis vor kurzem in der Mozart'schen Instrumentierung, die in Anbetracht der über die ursprüngliche Orchesterbesetzung nur wenige Aufschlüsse bietenden Originalpartitur meisterhaft zu nennen ist. Da kam Fr. Chrysander, der bekannte Händelbiograph, und mit ihm jene historische Auffassung älterer Musik, die rasch in die Aufführungspraxis drang. Mit großer Sachkenntnis und Gründlichkeit suchte Chrysander in textlicher und musikalischer Hinsicht das alte Händel'sche Original in der Form und in der Wirkung so weit als möglich wieder herzustellen, indem er hier kürzte, dort hinzufügte, und Händels Originalorchester (mit Orgel, Cembalo und chorisch besetzten Blasinstrumenten) sowie die unter Händel übliche melodische Ergänzung und Verzierung der Sologesänge wieder in ihre Rechte eingesetzt wissen wollte.
Im Gegensatz hierzu stellt sich die Reiter'sche Bearbeitung des "Messias", indem sie noch über Mozarts instrumentale Zusätze weit hinausgeht. Josef Reiter, Direktor des Mozarteums in Salzburg, bekannt als Komponist mehrerer Opern und zahlreicher Männerchöre (geb. 19. Jan. 1862 zu Braunau in Oberösterreich) hat Händels "Messias" und "Heracles" vollkommen neu bearbeitet und für modernes Orchester instrumentiert. Diese Bearbeitung, die bereits bei Aufführungen in Wien, Salzburg u.a.O. sich bewährt hat, liegt auch der Aufführung des "Messias" bei dem Musikfeste zugrunde. Reiter, den die Absicht leitete, "das Primitive, Gleichfarbige des Händelschen Orchestersatzes den Ansprüchen unseres verwöhnten Ohres zu nähern und dadurch ein willigeres Mitgehen des Hörers zu ermöglichen", sagt in einem Geleitworte zu seinem "Messias": "der Verfasser hat es unternommen, eine neue, moderne Partitur des "Messias" herzustellen. Dies geschah in der Weise, daß er die Originalpartitur Händels samt der hinzugefügten Bezifferung gewissermaß als einen Kompositionsentwurf betrachtete, den er dann für modernes Orchester ausführte. Der vierstimmige Chorsatz blieb natürlich unverändert; es wurden nur jene Chorpartien, welche Koloraturen enthielten, die als zum Wesen der Komposition gehörend sich nicht vereinfachen ließen, dem Soloquartett übertragen. Alle Singstimmen und selbstverständlich auch die Partien des Orchesters wurden mit genauen Vortragszeichen versehen, so dass nirgends eine Unklarheit über die Art der Ausführung entstehen kann. Das Werk schließt in seiner neuen Gestalt mit dem "Halleluja". Aus dem dritten Teile, der von den letzten Dingen handelt, daher nicht eigentlich zur Handlung und musikalisch auch gegen den eigentlichen "Messias" zurücksteht, daher häufig weggelassen wird, wurde nur die berühmte Arie "Ich weiß, daß mein Erlöser lebet" herübergenommen."

Kurzbiographie: Josef Reiter (* 19. 1. 1862 Braunau (Oberösterreich), † 2. 6. 1939 Bad Reichenhall (Deutschland)) war Komponist. 1908 - 11 Direktor des Mozarteums in Salzburg, 1917/18 Kapellmeister des Hofburgtheaters. Wurde vor allem als Lieder- und Chorkomponist bekannt.

Kurzbiographie: Kammersänger Felix Senius (19.9.1868-1.10.1913) war ein bedeutender Tenor seiner Zeit.

Bild: Programmzettel als Anzeige und Handzettel ganz international in englischer Sprache.