Musikfest = Düsseldorf - 100 Jahr Städtischer Musikverein zu Düsseldorf am 12. und 13. 10. 1918
Karl Panzner leitete das erste Festkonzert zum 100. Geburtstag des Musikvereins.
Joseph Haydn: "Die Schöpfung"
Birgit Engel, Berlin, Sopran
Rudolf Laubenthal, Berlin, Tenor
Kammersänger Paul Bender, München, Bass
Hubert Meisen, Düsseldorf, Orgel
Das Städt. Orchester
Tonhalle Düsseldorf
Im Gedenken an das Gründungskonzert mit dem gleichen Werk vor 100 Jahren.
Zum Doppeljubiläumskonzert am ersten Tag des Musikfestes schrieb Kunstkritiker G. Luhde wie folgt:
(Düsseldorfer Zeitung)
Düsseldorf, den 13. Oktober 1818.
Indem der erste Festtag am Samstag eine Aufführung der Haydnschen Schöpfung brachte, wurde aus dem Doppeljubiläum des Musikvereins und der Niederrheini-schen Musikfeste ein dreifaches Jubiläum. Vor hundert Jahren ist nämlich das Werk zum ersten Male in Düsseldorf vom Städtischen Musikverein beim ersten Niederrheinischen Musikfest aufgeführt worden. In gewissem Sinne kann man also sagen, dass auch der Städtische Musikverein zu den Chorvereinigungen und Musikinstituten gehört, die der Schöpfung zuliebe zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hier und da und dort gegründet worden sind. Ewig jung und ewig schön ist dieses im besten Sinne des Wortes deutsche Werk, daß bei jeder neuen Aufführung jeden Streit der Meinungen über alt und modern zum Verstummen bringt. Wie es für jeden wahrhaft Kunstempfänglichen als unmittelbare göttliche Offenbarung, als eine Kosmogenie wirkt, die sich dem Goetheschen Prolog im Himmel getrost zur Seite stellen darf, dessen ist uns Beethoven, der jugendliche Stürmer, der als Schüler zu dem guten, stillen und abgeklärten Papa Haydn in kein gefestigtes Verhältnis zu kommen vermochte, ein schönes Beispiel. Als die Schöpfung am 27. März 1808, also zehn Jahre vor der ersten Düsseldorfer Aufführung, in Wien unter Salieris Leitung gegeben wurde, küsste er ihm in fast religiöser Scheu Hände und Stirn. Auch bei der Aufführung am Samstag unter Generalmusikdirektor Professor Panzners Leitung berührte diese Urkraft wieder so jung und herrlich wie am ersten Tag. Die Aufführung gehört gewiß zu den besten, die die Geschichte dieses Werkes zu verzeichnen hat. Alles war schlechthin vollkommen. Die klangliche Ausgeglichenheit konnte man sich nicht idealer denken, und die Fülle des Elementar-Musikalischen paarte sich mit einer unvergleichlichen Feinheit und Klarheit der Linienführung und harmonischen Charakteristik. Chor, Solisten und Orchester waren wie ein einheitlicher Organismus, wie ein ideales Instrument, in dem jede Stimme dem Gesetz des Genius gehorcht. Wenn auch hier wie überall die Wahrheit gilt, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben, so merkte man bei der Aufführung von diesem Schweiß selbst nichts mehr. Es war, als ob sich das Werk selbst gesungen und gespielt hätte. Diese Vollkommenheit der Aufführung, die immer und immer nur das Werk als Ganzes aussprach und eine ästhetische Bewertung nur in rückschauender Betrachtung zuließ, ist das Werk Meister Panzners, der auch die letzten Spuren der vorbereitenden Arbeit des Aufbauens und Abschleifens in musikalische Verklärung aufgelöst hat. Eine Bewertung der Aufführung im Einzelnen käme deshalb einer Analyse des längst zum Gemeingut gewordenen Werkes gleich. Es erübrigt sich deshalb nur noch, festzustellen, dass der von auswärtigen Sängern verstärkte Chor nie so tonschön, so musika-lisch und mit so viel Beseelung gesungen hat, wie am Samstag, dass das Orchester die schlichten und doch so eindringlichen Feinheiten mit einem wunderbaren Schimmer übergoß, und dass die Solisten in den Arien, Duetten und Terzetten Wunder an Stimmenglanz und musikalischen Ausdruck offenbarten. Frau Birgitt Engel (Berlin) sang die Sopranpartien, Rudolf Laubenthal (Berlin) die Tenorsoli und Kammersänger Paul Bender aus München die Baßsoli. Hubert Meisen waltete an der Orgel mit Umsicht und einordnendem Verständnis.
Bild: Konzertprogramm dieses Tages aus der Festschrift