Lebenslauf
Julius Rietz

Der Weggang von Felix Mendelssohn Bartholdy (Bild) nach Leipzig war ein schwerer Schlag für die Musikstadt Düsseldorf. Es wurde ein Nachfolger gesucht, den man in Julius Rietz schon im Monat des Kündigungsschreibens (siehe Eintrag vom 5.5.1835) von Mendelssohn fand. Zur eventuellen Anstellung schrieb Julius Rietz an seinen künftigen Arbeitgeber an diesem Tage und verhandelte natürlich über die Finanzen:

"Hochwohlgeborner Herr.
Hochgeehrter Herr Präsident.
Indem ich nochmals ergebenst des langen Verzögerns meiner Ihnen zugesagten schriftlichen Entscheidung wagen, um Entschuldigung bitte, beehrte ich mich, Ihnen unserer Verabredung gemäss nachstehend hierdurch mitzuteilen, unter welchen Bedingungen ich entschlossen bin, den mir von Ew. Hochwohlgeboren gemachten Antrag anzunehmen:
Außer, dass das bisher von Herrn Mendelssohn bezogene Gehalt von 200 Rthl. Pr. Crt. als Städtischer Musikdirektor unvermindert bleibt, kann ich nach reiflicher Ueberlegung die Direction des Gesangvereins und der Concerte, die der Verein zur Beförderung der Tonkunst alljährlich zu veranstalten pflegt, gegen ein festes Gehalt von 130 Rthl. Pr. Crt. u. die Einnahme eines Concertes (die mir, wie Ew. Hochwohlgeboren selbst schon früher bemerkten, garantiert werden soll, bei welchem Concerte das etwaige Mehr, als die festgesetzte Garantie, mir aber ebenfalls zufällt ) übernehmen.
Mögen Ew. Hochwohlgeboren versichert sein, dass mich nicht etwa Geldgeiz antreibt, so fast mehr als genau bei diesen Bedingungen zu verfahren. Es geschieht dies nur, um die obenverlangte Summe derjenigen so nah als möglich zu bringen, die ich jedenfalls verlangen müsste, wenn wider alles Erwarten mein Contract, den ich bisher mit dem Theater geschlossen habe, nach dessen Ablauf nicht verlängert werden sollte und somit meine Existenz daher lediglich auf die Einnahme der mir von Ew. Hochwohlgeboren angetragenen Stelle beruhen würde. Diese Summe müsste sich dann nämlich eben so hoch belaufen, als die, die ich bisher vom Theater bezog nämlich 500 Rthl. Pr. Crt.
Sollten Ew. Hochwohlgeboren, und die anderen geehrten Mitglieder des Comités mit diesen Bedingungen einverstanden sein, so wäre es mir sehr wünschenswerth, wenn in dem mit mir alsdann abzuschliessenden Vertrage die Erhöhung meines Gehaltes, für den Fall dass meine Verbindlichkeiten, zu dem Theater aufgehoben werden sollten, im voraus bemerkt würde.
Es soll mich herzlich freuen, wenn durch die Genehmigung meiner Bedingungen, es mir vergönnt ist, fernerhin für den Nutzen des Vereins, und um denselben der Stufe näher zu bringen, auf die ihn zu stellen die eigentliche Absicht der geehrten Männer ist, die die Stifter des Vereins waren, thätig zu sein. Alle mir zu Gebote stehenden Mittel u. Kräfte sollen gewiss dazu verwendet werden.
Mit ausgezeichneter Hochachtung und in Erwartung baldiger Entscheidung nenne ich mich
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
Julius Rietz
Düsseldorf, den 29.ten May 1835."