Neujahrskonzert
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125
Michaela Kaune, Sopran
Jane Henschel, Mezzosopran
Scott MacAllister, Tenor
Thomas Konieczny, Bass
Städtischer Musikverein zu Düsseldorf
(Einstudierung: Marieddy Rossetto)
Düsseldorfer Symphoniker
John Fiore
Das war schon etwas besonders: Am 1. Tag seines 190sten Jubiläumsjahres durfte der Städtische Musikverein sein hundertstes Konzert mit Beethovens Titanenwerk gestalten. Am 23.5.1836 fand unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy die Erstaufführung in Düsseldorf statt. Danach gab es mit dem Orchester des Musikvereins - später Städtisches Orchester/Symphonieorchester der Stadt Düsseldorf/Düsseldorfer Symphoniker - insgesamt 65 Aufführungen in Düsseldorf und fünfunddreißig Konzerte mit anderen Orchestern außerhalb von Düsseldorf.
Informationen aus unserem Schallarchiv:
Als der Städtische Musikverein zu Düsseldorf im Jahre 1818 gegründet wurde, war Beethovens 9. Symphonie noch nicht geschrieben. Kein geringerer als Felix Mendelssohn Bartholdy brachte das monumentale Werk am 23.05.1836 im Rahmen des 18. Niederrheinischen Musikfestes, dem Forum für zeitgenössische Musik, in Düsseldorf erstmals zu Gehör. Seither führt die 1823/24 entstandene Symphonie mit weitem Abstand die Aufführungsstatistik des Chores an. Die 100ste nachgewiesene Aufführung liegt nun mit der Dokumentation des Neujahrskonzertes 2008 vor, und der Zufall will es, das auch in der Sammlung des Musikvereins-Schallarchivs mit dieser Veröffentlichung die Zahl 100 erreicht wird. Zudem verabschiedete sich John Fiore in seiner letzten Saison als Generalmusikdirektor von der durch ihn begründeten Tradition (2001, 2006, 2007, 2008), am ersten Tag des Neuen Jahres Beethovens op. 125 als gutes Ohmen für die Zukunft Mitwirkenden wie Zuhörern mit auf den Weg zu geben.
Der Chor des Städtischen Musikvereins ist stolz darauf, neben den vielen Konzertauftritten mit diesem Stück im In- und Ausland, bei zwei beachtenswerten Gesamteinspielungen aller Beethoven-Symphonien durch die Schallplattenindustrie mitgewirkt zu haben: 1992 für EMI mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch, und 2003 im seinerzeit neuen SACD-Verfahren für Philips/UNIVERSAL mit dem Residentie Orkest Den Haag unter Jaap van Zweden. Beide Produktionen, wie auch die ebenfalls vorliegenden Mitschnitte unter Bernhard Klee (1982, Vol. 43) und Reiner Koch (2004, siehe Diskografie) zeigen, wie unterschiedlich Interpretationsansätze ein- und derselben Literatur sein können, auf die sich der Chor des Musikvereins von Fall zu Fall jeweils neu einstellen muss.
John Fiore liegt mit seinen Tempi sehr nahe bei der von der internationalen Fachkritik hoch gelobten Deutung durch Jaap van Zweden, wobei er dem bekanntermaßen so schwer zu spannenden Bogen im 3. Satz deutlich mehr Zeit einräumt. Die Düsseldorfer Symphoniker erweisen sich auch an einem physisch nicht so ganz einfachen Neujahrsmorgen- als Spitzenorchester, sowohl hinsichtlich der Bläsersoli (Horn!) als auch im federnd akkuraten Zusammenspiel der Streichertutti (2. Satz).
Beethoven hat so sagt man- nie für die Stimme komponiert. Die Missa solemnis ist hierzu genauso ein Beweis wie der Finalsatz der 9. Symphonie. Damit bleibt das Werk auch eine stimmtechnisch-sportliche Herausforderung, besonders an besagten Neujahrsmorgenden.
Dass man von alledem nichts hört, bleibt der herausragenden Chorarbeit von Marieddy Rossetto (und ihrem stimmbildnerischen Team) zu danken!