Fragt man nach den großen Werken der Chorliteratur, so stehen die „Missa“ von Beethoven wie auch die Requiem-Vertonungen von Verdi, Brahms, Mozart oder Berlioz an erster Stelle. Ganz gewiss aber sind es die drei bedeutenden Chorwerke von Johann Sebastian Bach: die Passionen nach Johannes und Matthäus sowie die h-moll-Messe. Viele Jahre seit Aufbau des Schallarchivs des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf haben wir vergeblich nach Tondokumenten gesucht, die das Standartwerk „Johannes-Passion“ festgehalten haben. Dabei gehörten in den 50er und 60er Jahren des XX. Jahrhunderts die Passionen Bachs zum festen Bestandteil der Konzerte in Düsseldorf. Jean Martinon war es, der die in Frankreich eher selten aufgeführte erste Bach-Passion in Paris vorstellen wollte. Zwei Aufführungen am 30. und 31. März in Düsseldorf gingen dem Paris-Gastspiel in identischer Solisten-Besetzung voraus.
Die vorliegende Aufnahme ist somit ein ganz wichtiges Dokument, schließt sie doch endlich eine ganz empfindliche Lücke. Hinzu kommt, dass mit Peter Schreier (Matthäus-Passion Vol. 10) und Nicolai Gedda (Johannes-Passion) zwei der herausragendsten Interpreten der jeweiligen Evangelisten-Partien festgehalten wurden, die in der Musikwelt überhaupt zur damaligen Zeit zu finden waren. Diese Johannes-Passion unterstreicht das künstlerische Niveau, auf dem sich der Chor des Städtischen Musikvereins national wie international bewegte – als musikalischer Botschafter der Stadt Düsseldorf, des Landes und seiner musikalisch-historischen Tradition.
Erst jetzt, im Jahr 2016, kam nach schier endlosem Forschen und Suchen der hier vorliegende, ausgezeichnete Mitschnitt des französischen Rundfunks zum Vorschein. Beachtlich, dass ein solches, für Frankreich eher unbekanntes Werk bereits 1961 in STEREO aufgezeichnet wurde!