An dieser Stelle wollen wir, wegen der aus dieser Zeit geringen Konzertdokumentationen, an ein reines Orchesterkonzert unter der Stabführung von Jean Martinon erinnern.
Aus dem Booklett unserer Schallarchiv-CD:
Prokofjew: Roméo et Juliette, 2. Suite
Tschaikowsky: Romeo und Julia: Fansatie-Ouvertüre
Baur: Romeo und Julia: Orchester-Variationen (UA)
Berlioz: Roméo et Juliette: 4 Instrumentalstücke aus op. 17
Düsseldorfer Symphoniker
Jean Martinon
Rheinhalle Düsseldorf
Die Zeit mit Jean Martinon als Düsseldorfer Konzert-GMD wird allseits als eine in jeder Weise künstlerisch herausragende Epoche bezeichnet. Nicht zuletzt war es die Faszination des französischen Maestro, die Hartmut Schmidt seinerzeit dazu bewog, die Stelle als Chordirektor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf anzutreten. Leider ist uns aus diesen Jahren kein einziges Tondokument von Martinon mit dem Chor erhalten geblieben. Da der Städtische Musikverein aus seinem geschichtlich begründeten Selbstverständnis heraus Verantwortung auch für das Konzertleben über seine unmittelbare Mitwirkung hinaus empfindet, haben wir schon früher einzelne Konzertmitschnitte, die den Chor kaum oder gar nicht betrafen, in das Schallarchiv mit aufgenommen. Das gilt auch für den vorliegenden Mitschnitt des Westdeutschen Rundfunks vom 19. September 1963 aus der damaligen Rheinhalle (heute: Tonhalle). Dank des ausgezeichneten Archivs von Herrn Wilfried Trübiger sind wir damit in der Lage, wenigstens ein Dokument unter der Leitung von Jean Martinon mit den Düsseldorfer Symphonikern bewahren zu können. Wenn auch nur mono, so handelt es sich bei der Bandaufnahme um eine ganz ausgezeichnete technische Qualität, die mit einigen Hilfen sorgsam an die aktuellen Hörgewohnheiten herangeführt werden konnte. Bemerkenswert ist die Auswahl der Werke, ihre Zusammensetzung und thematische Klammer: Romeo und Julia. Umso bedauerlicher ist es natürlich, dass damals der Chor (bei Berlioz) nicht mit einbezogen wurde. Dafür haben wir Gelegenheit, einem interessanten Werk des Düsseldorfer Komponisten Jürg Baur zu begegnen. Jürg Baur hat später, im Jahr 1968, eines seiner Hauptwerke, das Oratorium Perché, dem Städtischen Musikverein zu dessen 150jährigem Jubiläum gewidmet. Leider gibt es auch hiervon keinerlei Mitschnitt.
Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass die Sikorski-Partitur bei der hier aufgeführten 2. Prokofjew-Suite 7 Nummern aufweist; Jean Martinon hat (unter Umständen mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Rundfunk-Sendezeiten) auf 2 Stücke verzichtet: Pater Laurentius + Romeos Abschied.
Ein glücklicher Umstand will es, dass wir wenigstens einige Aufnahmen des Städtischen Musikvereins unter Jean Martinon aus Paris besitzen (z.B.:Vol. 99), die der Französische Rundfunk anlässlich verschiedener Gastspielreisen des Chores aufgezeichnet hat. Wir bleiben bemüht, die derzeit noch fehlenden Mitschnitte vom I.N.A. im Laufe der Zeit zu erhalten und so dem Schallarchiv eingliedern zu können.