Schallarchiv
Haydn: Die Schöpfung

Auch wenn es aus heutiger Sicht kaum vorstellbar erscheint: es gab bis zum Mai 2007 im Archiv des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf keinen Mitschnitt der Rundfunkaufzeichnung des Festkonzertes zum 140jährigen Jubiläum des Chores. Erst vielfache Nachfragen, Aufrufe und Rundschreiben im Zusammenhang mit der Erstellung und Bearbeitung des Schallarchivs führten im Falle „Die Schöpfung“ zu dem Erfolg, über den wir uns mit der vorliegenden Produktion besonders freuen dürfen. Werner Hunke, per dato vor 50 Jahren in den Musikverein eingetreten, fand eine Tonbandspule mit der durch ihn seinerzeit mitgeschnittenen UKW-Sendung dieses denkwürdigen Konzertes.

Natürlich hat die Zeit auch auf diesem Material Spuren hinterlassen, und ebenso muss man beim Abhören bedenken, dass sowohl die Aufnahmemöglichkeiten wie auch die Aufzeichnungstechnik (durch einen Rundfunkhörer) im Jahre 1958 noch weit entfernt von dem waren, was uns heute als Standart geläufig ist. Dennoch: das Band hat die fast 5 Jahrzehnte recht gut überstanden, wenngleich die beim Radio-Mitschnitt entstandenen Verzerrungen in manchen Tutti-Passagen unüberhörbar sind, und auch durch die Nachbearbeitung nicht gänzlich überdeckt werden konnten.

Künstlerisch stellt die Schöpfung aus dem Jahre 1958 ein grandioses Unikum dar: zunächst handelt es sich um das bislang einzige Tondokument im Schallarchiv des Musikvereins aus der Ära Eugen Szenkar; das Archiv des Chores verzeichnet zwar noch eine WDR-Aufzeichnung der „Faust-Szenen“ (R. Schumann) aus dem Jahre 1957, aber sowohl dieses Band, wie auch die in Frankreich durch den ORTF gefertigten Mitschnitte der 9. Symphonie und der Missa solemnis von Beethoven (April 1959) müssen nach derzeitigem Kenntnisstand als verloren gelten. Die Besetzung der Soli hätte man sich 1958 kaum prachtvoller vorstellen können! Letztlich die Anzahl der Mitwirkenden! Sage und schreibe 230 Sängerinnen und Sänger standen „zur Feier des Tages“ auf der Bühne. Das entspricht nahezu dem Doppelten von dem, was der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf im Jahre 2007 –also 50 Jahre später- als Konzertstärke auf das Podium der Tonhalle bringt. Dazu sollte man sich in die Zeit der 50er Jahre versetzen: die Nachkriegszeit war noch lange nicht vorbei, Trümmer allerorten und man war weit weg von dem, was wir heute als „globalisierte Mediengesellschaft“ bezeichnen.

Bedenken wir das, wenn wir diese Schöpfung mit einem 230er Musikverein hören; denken wir auch daran, welche Gefühle wohl in den Herzen und Stimmen aller Mitwirkenden mitschwangen, die an einem solchen Jubiläum in der damaligen Zeit mitwirken „durften“!

Eine historische Aufnahme in des Wortes vielfältigster Bedeutung!