Schallarchiv
Fortner: Triptychon für Orchester (UA) Verdi: Quattro pezzi sacri Schubert: Symphonie Nr. 9 (7) C-Dur

Dass die Tonhalle Düsseldorf in ihrer heutigen Form überhaupt existiert ist einer großen Bürgerinitiative zu verdanken, an der der Musikverein –neben der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Düsseldorfer Tonhalle e.V.“- als meinungsbildende Institution nicht unerheblichen Anteil hatte. Der Vorgängerbau, die „Rheinhalle“, war nach dem Kriege mehr oder weniger behelfsmäßig als „Mehrzweckhalle“ eingerichtet worden, was in den 50er Jahren des XXsten Jahrhunderts geradezu ein Zauberwort war. Näher betrachtet bedeutete das aber nichts Halbes und nichts Ganzes! Natürlich hatte bei der seinerzeitigen Nachkriegsentscheidung das Düsseldorfer Brauchtum (besonders die in der Bürgerschaft stark verwurzelten Karnevalsvereine) in Sachen Veranstaltungsort ein erhebliches Wort mitzureden, und so wundert es kaum, dass lange Zeit auch ein potentieller Neu- bzw. Umbau von Multifunktionsgedanken getragen war. Gleichwohl setzte sich dann doch das Konzept für einem reinen Konzertsaal durch, eine Entwicklung, die man sich heute kaum mehr anders vorstellen möchte. Der Städtische Musikverein hatte in ureigenstem Interesse die Konzertsaal-Variante immer verfochten. Er wurde bestärkt durch seine zahlreichen Gastverpflichtungen und Auftritte in Sälen wo auch immer innerhalb Europas und darüber hinaus: kein Raum, der gleichzeitig auch anderem als Konzertdarbietungen dienen sollte, wurde als akustisch, logistisch und atmosphärisch befriedigend empfunden. Wenn auch erhebliche Probleme anfangs nicht zu leugnen waren (Akustik, zu kleines Podium, unzureichende Orgel), so war im April 1978 die Erleichterung bzw. die Freude über den neuen Konzertsaal groß. Es sollte jedoch über 25 Jahre dauern, bis die „Geburtsfehler“ Akustik und Podium einigermaßen behoben werden konnten, eine Prozedur, die besonders hinsichtlich des Raumklangs nur mit Hilfe modernster Computertechnik und elektronischer Hilfen in den Griff zu bekommen war: ein Rundbau ist und bleibt nun einmal akustisch eine große Herausforderung! Die Eröffnungskonzerte wurden von Bernhard Klee mit großem Geschick und als konzeptionelle Meisterleistung vorbereitet. Sowohl die Uraufführung des Werkes eines herausragenden zeitgenössischen deutschen Komponisten, wie auch die repräsentative Präsentation von Chor und Orchester hätte man eindrucksvoller wohl kaum zusammenbringen können. Die Unruhe zu Beginn der Schubert-Symphonie erklärt sich übrigens dadurch, dass der Pausengong schlicht seinen Dienst versagte. Da das Konzert live vom Westdeutschen Rundfunk übertragen wurde, blieb ab einem gewissen Zeitpunkt keine andere Wahl, als einfach anzufangen, auch wenn ein Großteil des Publikums nicht wissen konnte, dass die Pause vorbei war…..

Der Städtische Musikverein ist glücklich über die vorliegende Aufnahme, auch wenn im eigenen Bestand die „Quattro pezzi sacri“ dieses Abends bereits dokumentiert waren. Der hier genutzte Mitschnitt aus dem Fundus von Herrn Wilfried Trübiger ist technisch besser erhalten und somit eine wertvolle Bereicherung unseres Schallarchivs. Mit Blick auf die schon erwähnte großartige Programmzusammenstellung von Bernhard Klee sowie den historischen Anlass, haben wir das Konzert in seiner vollen Länge –also über den Chor-Beitrag hinaus- dokumentiert.

Bild im Text: Bernhard Klee bei der Probe


Unter den zahlreichen Ehrengästen des Abends: Bundespräsident Walter Scheel

Das Eröffnungskonzert der „neuen“ Tonhalle 6.4.1978