Musikdirektor Mendelssohn Bartholdy besaß in seiner Düsseldorfer Zeit ein Pferd namens "Tyrol". Lange hatte er mit seinem Vater darüber diskutiert, ob er sich ein Pferd leisten könne und beklagte sich auch einmal in einem Brief, dass das Pferd "viel frißt" und dabei meinte er es zwar wörtlich aber auch bildlich, auf sein Einkommen bezogen.
Man stelle sich zunächst einmal den jungen Mann auf dem Pferd vor, der auch noch in die Stelle eines Musikdirektors gekommen war und stolz über Düsseldorfs Rheinpromenade galoppierte.
In den unendlich vielen Briefen, die Felix Mendelssohn Bartholdy geschrieben hat, gibt es auch einige Passagen, die sich mit "Tyrol" beschäftigen. Einige Auszüge findet der Leser nachfolgend:
"Düsseldorf, 4.8.1834
...Mir geht es seit etwa 8 Tagen wo wir schwere Gewitter mit schwüler Luft haben so faul, daß ich den ganzen Tag nichts thun kann, namentlich nicht componiren, was mich verdrießlich macht. Zum Schlafen und Essen habe ich ganz allein Lust, außerdem allenfalls noch zum Baden und mein Pferd zu reiten, welches ein Liebling aller meiner Bekannten ist, und durch seinen guten Character wahren Respect verdient. Nun ist es sehr furchtsam, und als ich es neulich im Gewitter ritt, fuhr es bei jedem Blitz so zusammen, daß michs ordentlich dauerte. Neulich machte ich wieder eine Reitpartie nach Saarn (Anm. Mülheim) zum Namenstage von Mde. Trenelle...
Düsseldorf, 14.10.1834
...Mein brauner Tyrol befindet sich gut und lebenswürdig; er hat einen sehr guten Character; er haart sich jetzt.
Düsseldorf, 25.12.1834
...Aber ich glaube mein Mismuth kommt daher daß mein Pferd Nachmittags mit mir durchgegangen ist, und zwar mitten über die Promenade durch die Stadt wie toll bis an den Stall, und ich saß drauf und blieb zwar sitzen, aber ich ärgerte mich doch abscheulich und die Leute freuten sich, wie der Herr Musikdirektor so jage...
Düsseldorf, 7.4.1835
...Ich muß jetzt am Paulus schreiben, es ist Morgens früh und schönstes Wetter, noch nachher Tyrol reiten....
Düsseldorf, 17.4.1835
...Ich lebe sehr still und allein, oft spreche ich mit keinem Menschen am ganzen Tag soviel, als mit meinem Pferd...
Originalzitate aus Briefen von Felix Mendelssohn Bartholdy, entnommen der Mendelssohn-Briefausgabe von Bärenreiter (Quellenangaben siehe im Anhang).
Bild: So dürfte Felix Mendelssohn Bartholdy die kleine Stadt an der Düsseldorf vom Pferd aus gesehen haben.