An diesem Tage schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy einen Brief an die Leipziger Gesellschaftsdame Henriette Voigt mit Bezügen zur Düsseldorfer Musikszene und zu Fragen von Robert Schumann über das Rheinland:
"...Dennoch kommt nächste Woche Bernhard Romberg her um Concert zu geben, ferner eine Brüsseler Clavierspielerin Mlle. Thémar, und ein Herr Lewy mit seinem chromatischen Waldhorn war vorige Woche da und hat dermaßen fis dur und cis dur und bmol geblasen, und solche Tonleitern und so lange Töne ausgehalten, daß allen Leuten der Athem verging und ihm auch zuweilen. Auch ein blinder Flötenspieler war da, und vorgestern wurde der ganze Messias von lauter Dilettanten gesungen, wobei es Mord, Lärm, Zank und Streit gab (jedoch keine Prügelei).
Eben sehe ich beim Durchlesen Ihres Briefs, daß Herr Schumann einen Bericht übers Musikwesen hier wünscht; Immermann wäre der letzte der einen solchen geben könnte, da er alle Musik haßt, niemals welche hört und hören mag, aber ich bin der vorletzte, denn wenn ich was Zusammenhängendes schreiben sollte, und gar dabei denken, es würde gedruckt, so säße ich 14 Tage dran und striche am Ende den Anfang wieder aus. Doch ist in Cöln ein Musikfreund, Dr. Becher, der eine solche Darstellung gewiß gut und lebendig machen würde, und wenn Hrn. Schumann daran liegt und es ist ihm recht, so wollte ich es gern übernehmen, ihn zu solch einem Bericht aufzufordern..."
Bild und Kurzbiographie: Henriette Voigt geb. Kuntze (* 24. November 1808 in Leipzig, 15. Oktober 1839 in Leipzig) erhielt ihren ersten Klavierunterricht bei Karl Gottlieb Reißiger, der damals Schüler an der Thomasschule war. Ihr Pate, Heinrich Schaller, veranlasste 1824 oder 1825 Henriette Voigts Unterbringung in Berlin, um ihre Französisch- und Musikkenntnisse soweit zu verbessern, dass sie als Erzieherin hätte arbeiten können. Henriette Voigt wohnte ein Jahr bei einer Frau Tülker, bevor der Onkel des jungen Malers Eduard Bendemann sie als Pflegetochter bei sich aufnahm. Henriette Voigt erhielt in Berlin Klavierunterricht von Ludwig Berger und lernte verschiedene musikalische Zirkel kennen. Im Hause der Familie Bendemanns fanden musikalische Gesellschaften statt, bei denen Henriette Voigt mit Wilhelm Taubert und Felix Mendelssohn Bartholdy musiziert haben soll (vgl. Gensel, 1909, S. 396). Für Clara Wieck stellte sie zeitweise einen wichtigen Bezugspunkt dar, was sich unter anderem in der Widmung der Soirées Musicales op. 6 widerspiegelte. Langsam bildete sich um Henriette Voigt ein musikalischer Bekanntenkreis. In diesem Kreis fanden sich Musiker, Komponisten, Verleger und bürgerliche Musikliebhaber zusammen. In ihrer Wohnung veranstaltete Henriette Voigt musikalische Gesellschaften, bei denen sie selbst als Pianistin und Begleiterin mitwirkte. Henriette Voigt führte mit zahlreichen Künstlern ihrer Zeit Korrespondenz. Vor allem am musikalischen Schaffen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig Schunke und Robert Schumann und nahm sie großen Anteil.