Musikfest = Düsseldorf - 15. Niederrheinisches Musikfest am 26. und 27. 5. 1833
Das Comite für das Niederrheinische Musikfest von 1833 und der Musikverein hatten Felix Mendelssohn Bartholdy die Stelle als Festdirigent angeboten (siehe Eintrag vom März 1833). Mendelssohn nahm diesen Auftrag an mit folgendem Brief, der als notariell beglaubigter Brief Nr. 1 im Archiv des Musikvereins bezeichnet ist:
"An das Comite für das Niederrheinische Musikfest 1833
Berlin, den 16ten März 1833
Dem hochverehrten Comite für das Niederrheinische Musikfest d.J. sage ich den herzlichsten Dank für den ehrenvollen und erfreulichen Antrag und das Zutrauen, das Sie mir zeigen, indem Sie mir die Direction des diesjährigen Musikfestes übertragen wollen. Es ist für jeden Musiker Pflicht und Freude, bei einem so herrlichen Unternehmen nach seinen Kräften mitzuwirken, und so ist natürlich, daß ich die Leitung, die Sie mir anvertrauen, nur mit meinem besten herzlichsten Dank dafür annehmen kann.
Nun habe ich aber für das Frühjahr in England eine Verbindlichkeit übernommen, welche meine Gegenwart in London spätestens Ende April nothwendig macht, zu welcher Zeit ich über Düsseldorf dahin zu gehen gedachte. Von dieser Zeit an bis zum Musikfeste in Düsseldorf zu bleiben, wie Sie in Ihrem Brief wünschen, wäre mir nun unmöglich, da ich die Philharmonischen Concerte, wegen deren ich die Reise mache, dann ganz versäumen müßte; ich würde also genötigt sein, von London zum Musikfeste nach Düsseldorf wiederzukommen, und das würde ich mit der größten Freude thun, wenn es nicht vielleicht nothwendige Bedingung ist, daß der Director so lange (über 3 Wochen) vorher schon dort sei. Wäre dies der Fall n i c h t, so würde ich mich dazu verbinden, den 16ten Mai wieder in Düsseldorf einzutreffen, und dann schon in der ersten Hälfte des April nach London durchzureisen, um die nötige Zeit zu gewinnen. Da ich glaube, daß auch bei den früheren Festen die Dirigenten nur eben 8 Tage vorher eintrafen, so bin ich in der Hoffnung, daß dies Zusammentreffen mich nicht um die Freude Ihren Antrag anzunehmen zu können, bringen wird und bitte Sie nur mir sobald als möglich Ihre Entscheidung hierüber zukommen zu lassen, damit ich meine Reiseeinrichtungen danach treffen kann, im Falle sie, wie ich hoffe und wünsche, mir günstig ausfällt.
Wegen der Partitur und Orchesterstimmen von Israel in Ägypten habe ich bei der Sing-Akademie angefragt und es ist mir versprochen worden, mir dieselben für as Musikfest mitzugeben; nur wünscht man zu wissen, wie lange die Stimmen dort gebraucht würden und wie bald sie wieder hier sein könnten. Wenn Sie also die Güte hätten, mir nur einige Zeilen an die Vorsteherschaft der S.A. zuzusenden, in denen Sie sagen, binnen welcher Zeit die Musikalien zurück erfolgen sollten, so werde ich Ihnen dieselben dann sogleich überschicken können oder selbst mitbringen.
Ob es möglich sein wird, eine Ouvertüre zu Haendels Oratorium zu schreiben, darüber bin ich noch mit mir selbst nicht einig; auch ein passendes Musikstück für den zweiten Abend habe ich bis jetzt nicht ausfinden können, werde mich aber bis zum Empfang Ihrer gütigen Antwort genau damit beschäftigen; bei meiner Durchreise im April würden sich auch wohl die weiteren Verabredungen und Anstalten deshalb treffen lassen.
Indem ich Ihnen die Versicherung meines herzlichen Danks erneuere, bin ich mit vollkommner Hochachtung
Eures hochgeehrten Comites ergebenster
Felix Mendelssohn Bartholdy"
Bild: Kreidezeichnung von Felix Mendelssohn Bartholdy etwa um 1835.