In einem Brief an seine Familie von diesem Tage beschieb Felix Mendelssohn Bartholdy einige Erlebnisse in (Wuppertal) Elberfeld, die belegen, dass der junge Musikdirektor eine große Spontaneität, aber auch die Disziplin besaß, nach nur vier Stunden Schlaf seine Sprechstunde abzuhalten:
"Am Morgen fuhr ich also im tollsten Sturm und Wetter hinüber; im Gasthof war die ganze musikalische Welt versammelt und trank um 12 Uhr Morgens Champagner (an dessen Stelle ich mir aber Chokolade ausbat). Es war ein Clavier-Solo von mir angekündigt, nach welchem ich gleich fortreisen wollte, aber nun hörte ich, daß nachher ein Ball sei, und da beschloß ich, erst in der Nacht zu reisen, bekam Lust zum Phantasieren, und da sie den Sachen aus Oberon im zweiten Theile machten, so fing ich gleich mit ihrem letzen Ritornell an und spielte so weiter fort. Es wurde zwar nicht sehr besonders, indessen gefiel es den Leuten ausnehmend, und es war am Ende derjenige lärmende Beifall, der einem jeden doch Vergnügen machen muß. Da nun der Saal dick voll war, so habe ich versprochen, in diesem Winter noch einmal hinüber zu kommen und für die Armen zu spielen.
Jetzt schickten die Barmer drei Barmerinnen, um mich für den Montag Nachmittag dahin zu persuadiren. Und da mein Reisegefährte auch Zeit und Lust hatte, so phantasirte ich richtig am Montag Nachmittag im Barmer Musikverein, hatte darauf in Elberfeld noch ein Quartett, und kam somit erst in der Nacht von Montag auf Dienstag um 4 hier (in Düsseldorf) wieder an, da ich zwischen 8 und 9 meine sprechbare Stunde habe. Noch fragst du mich, liebe Mutter, ob ich mir nicht das Dictiren angewöhnen wolle - aber einstweilen komme ich noch eigenhändig durch, und will mir eine so vornehme Mode nur im alleräußersten Nothfalle annehmen
Düsseldorf, den 12ten Jan. 1834 - Felix M.B.".