Lebenslauf
Felix Mendelssohn Bartholdy

Musikfest = Düsseldorf - 15. Niederrheinisches Musikfest am 26. und 27. 5. 1833

FMB schrieb zusammen mit seinem Vater einen Brief an seine Muttter Lea (Bild)und die Familie in Berlin aus dem ziemliches Erstaunen über die Verhältnisse bei den Vorbereitungen zum großen Musikfest zu entnehmen ist und auch deutlich wird, in welcher Weise FMB mit seinem Vater über den Verbleib in Düsseldorf diskutierte:

"Dusseldorff, 22 Mai 1833
...Ich kann heute nur meinen herzlichen Gruß an Dich, liebe Mutter, und Euch Alle zufügen. Denn Zeit ist hier nicht übrig.
Eben gerieth ich aber mit Vater wieder in ein langes Gespräch, nun ist noch weniger Zeit übrig. Vater ist sehr munter und wohl, und so Gott will, wird ihn die Reise und Bewegung und warme Frühlingsluft gar gut thun. Auch wohnt sichs bei diesen liebenswürdigen Leuten ganz angenehm, und es giebt viel zu sehn und zu hören und zu essen hier. Damit kann man leben. Aber Himmel! kennt Ihr Maitrank? Ich trink ihn immer in den Pausen der Probe. Zwischen dem ersten und 2ten Theil von Israel in Aegypten geht das ganze Orchester und der ganze Chor in den Garten, und saufen alle Maitrank. Nachher wird ein Tusch geblasen, dann laufen sie geschwind ans Pult, und wischen sich den Mund ab. Ich stehe bei alle dem an der Spitze. -Jetzt wird gleich Probe sein von der scheuslichen Macht der Töne und Nachmittag um 3 ist die erste Generalprobe, die soll dauern bis es kühl draußen wird d.h. bis 9 oder 1/2 10. Morgen sind wieder 2 Proben, tolle Wirthschaft. Daß aber Vater hier ist, macht nun die ganze Sache erst lustig, und er hat Reisepläne, und ich gebs noch nicht auf das Engagement anzunehmen, das mir Herr Benj. Hawes, M.P., auf den 8ten Juni zum dinner für Vater und mich aufgetragen und eingeschärft hat. - Die geheimnißvollen Pläne von denen Vater schreibt, sind die, daß sie mich gern hier ein Paar Jahre festhalten wollten, und mir deshalb Hals über Kopf mehrere Bedingungen zugeschickt haben, wo die Hauptsache ist, daß ich ein Vierteljahr reisen soll (die kennen mein faible) ein ganz nettes Gehalt habe, und wenig und nur Angenehmes zu thun. (wie z.B. die Kirchenmusik unter mir zu haben, und jeden Winter drei Concerte zu geben) und daß ich nun mit Vater sehr besprechen werde, ob ichs annehmen soll oder nicht. Aber in den ersten vier Tagen wird nichts besprochen, da ist keine Zeit, und somit lebt auch wohl...