Musikfest = Düsseldorf - 55. Niederrheinisches Musikfest am 9., 10. und 11. Juni 1878
Clara Schumann war schon eine Woche vor dem Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf eingetroffen und wohnte bei der Familie Bendemann. Über das Fest hatte sie unterschiedliche Eindrücke, die sie in ihrem Tagebuch wie folgt beschreibt:
Chöre und Soli (Faust-Szenen) waren schwankend und zum Teil ungenügend. Der ganze Orpheus am 2. Tag war auch von keiner zündenden Wirkung, so schön auch Amalie Joachim sang, und erst Brahms zweite Sinfonie, von Professor Joachim prachtvoll einstudiert, löste das auch noch unter dem Eindruck des Attentats auf den Kaiser und des Unterganges des Großen Kurfürsten" stehende Publikum von einem Drucke, und die befreiten Herzen machten sich Luft in ganz unbeschreiblichem Enthusiasmus. Ich habe einen solchen Jubel bei einer Orchesterkomposition selten erlebt, nur einmal bei Roberts 1. und 4. Sinfonie und bei der ersten Gadeschen. Ich hatte ein Gefühl von Glück, daß ich das erlebt, wie es kaum beschreiben könnte und wie viel dachte ich an meinen Robert, der Brahms solche Erfolge vorausgesagt. - Am 3. Tage spielte Joachim das geistvoll Viottische Konzert wahrhaft hinreißend, wie nur er es kann".
Bild: Clara Schumann, Gemälde von Carl Ferdinand Sohn (Düsseldorf 1853) (Foto des nachmals vernichteten Ölgemäldes, Robert-Schumann-Haus Zwickau). Im Herbst 1853 ließ sich Clara Schumann von dem an der Düsseldorfer Kunstakademie tätigen Maler Carl Ferdinand Sohn (1805-1867) porträtieren, um das Bild ihrem Mann zu schenken. "Clara hat mich zum Weihnachtsfest mit einem Sohnschen Portrait von sich überrascht, über das Alle, die es sahen, in Bewunderung geriethen", berichtete Schumann am 3. Januar 1854 seinen Verlegern, den Gebrüder Härtel. Noch in Endenich erinnerte er sich an das "herrliche Bild (Brief vom 18. Oktober 1854)". Im November 1854 wurde es in Leipzig öffentlich ausgestellt. Das Gemälde befand sich nach Clara Schumanns Tod im Besitz Ihrer Tochter Elise und deren Nachfahren. Während des zweiten Weltkriegs wurde es bei einem Bombenangriff vernichtet.