Lebenslauf
Vereinsleben: Bewegte Zeiten – Die Düsseldorfer Musikchefs nach 1945 im Schallarchiv des Musikvereins

Um es vorweg zu nehmen: Im Schallarchiv des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf gibt es Tondokumente von allen Nachkriegs-Musikdirektoren, die für das Konzertleben der Stadt verantwortlich waren bzw. sind. Besonders erfreulich ist der Umstand, dass wir mit der 8. Mahler unter Hermann Scherchen bis ins Jahr 1956 (Stand heute) zurückreichen. Drei Tondokumente fehlen leider: Pfitzner „Von deutscher Seele“ ( Mai 1949,  NWDR), Kodaly „Te Deum“ + Liszt „Eine Faust-Sinfonie“ (Mai 1954, WDR) und Pepping „Te Deum“ ( Juni 1956, WDR). Jeder, der -zufällig- in seinem Fundus eine oder mehrere dieser Aufnahmen noch finden kann, sei herzlich aufgerufen, sich an den Städtischen Musikverein zu Düsseldorf zu wenden.

Verschweigen wollen wir nicht, dass eine musikalisch-historische Kostbarkeit per Zufall entdeckt werden konnte: Die heutigen Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Richard Strauss (Mai 1938) im Zusammenhang mit den „Reichsmusiktagen 1938“. Das Programm hat zwar nichts mit dem Chor zu tun (Leonore III + Festliches Präludium), aber es ist die unseres Wissens nach einzig existierende  Tonaufnahme aus dem Kaisersaal der alten Tonhalle.

Unter den inzwischen (2021) mehr als 196 Volumes des Schallarchivs sind einige Mitschnitte der Düsseldorfer Musikdirektoren, die nicht mit den Düsseldorfer Symphonikern entstanden sind. Dennoch dokumentieren Sie die (auch heimische) Zusammenarbeit mit dem Chor. Das betrifft Jean Martinon, von dessen Wirken in Düsseldorf es leider kein Tondokument mit dem Musikverein gibt. Umgekehrt hat das Schallarchiv auch eine reine Orchesteraufnahme unter Willem van Otterloo in seinen Bestand aufgenommen. Grund: Es existiert auch hier keine Aufzeichnung mit dem Chor. Hervorzuheben sind die fünf (!) erhalten gebliebenen Mitschnitte unter Eugen Szenkar aus den Jahren 1957 und 1958. Nimmt man die 8. Mahler unter Herman Scherchen (Schallarchiv Vol. 77, 04.06.1956) und spannt einen Bogen zur neuesten Produktion in der Diskografie (2. Mahler unter Adam Fischer, Vö: 2020), so können wir eine Zeitspanne von 64 Jahren akustisch nachvollziehen.

Mit Beginn der Ära Klee und den Möglichkeiten der Tonhalle am Rhein war man nicht mehr nahezu ausschließlich auf Rundfunkaufnahmen oder Schallplatten-Produktionen angewiesen. Damit stieg die Anzahl der (Eigen-) Mitschnitte deutlich an bis hin zu jenen professionell ausgesteuerten Tondokumenten, die die Tonhalle heute von allen Konzerten der Düsseldorfer Symphoniker -und somit auch mit dem Städtischen Musikverein zu Düsseldorf- anfertigen lässt.

Verwiesen sei an dieser Stelle nochmal auf die Diskografie des Musikvereins. Hier finden sich Produktionen mit den Düsseldorfer Generalmusikdirektoren Heinrich Hollreiser, Rafael Frühbeck de Burgos, Henryk Czyz, Bernhard Klee, David Shallon, Andrey Boreyko (DVD) und Adam Fischer.

Und noch etwas:

Ich denke es ist Zeit für mich, so etwas wie eine Bilanz zu ziehen. Die Arbeit an Aufbau, Ausbau und Gestaltung des Musikvereins-Schallarchiv hat mir viel Freude bereitet. So war es für mich sehr interessant, z.B. die unterschiedlichsten Interpretationen eines Werkes aus der Perspektive unterschiedlicher Dirigenten in unterschiedlicher Zeit nach zu erleben. Wichtig für mich war und ist, dass alle Tondokumente nicht nur als CD/DVD aufbereitet sind, sondern diese auch in Form von Dateien auf gesonderten externen Festplatten zur Verfügung stehen. Damit ist dieser akustische Fundus zusätzlich für eine Transformation in zukünftige Medien-Formate -so gut es heute geht- vorbereitet. Hoffen wir also, dass sowohl das Wirken des Konzertchores der Stadt Düsseldorf erfolgreich fortbesteht, dass "Bewegte Zeiten" auch die Zukunft des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf prägen und auszeichnen, dass die Ergebnisse seines Musizierens in den vor uns liegenden Jahren und Jahrzehnten erschlossen, bewahrt und weiter gepflegt werden können!

Résumé von Rainer Großimlinghaus im Juni 2021

Bild links: (Schallarchiv Vol. 77) Mahler: Symphonie Nr. 8 “Symphonie der Tausend” - Hollweg . Mack . Derix . Lasser . Diekmann . Vohla . Fehn
Knabenchöre der Humboldt- und Max-Planck-Gymnasien . Mädchenchor der Luisenschule - Städtischer Musikverein zu Düsseldorf - Philharmonischer Chor Köln
Düsseldorfer Symphoniker
Hermann Scherchen
Aufnahme: Rheinhalle Düsseldorf, 4. Juni 1956, © 1956 WDR Köln.

Bild rechts: AVI 8553399 CD © 2018 (siehe Diskographie) Mahler: Symphonie Nr. 3, Larsson, Clara-Schumann-Jugendchor, Damen des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, Adam Fischer (Opus-Klassik 2019)