Schallarchiv
Beethoven: Symphonie Nr. 9

Der Japan-Tag ist seit 2002 fester Bestandteil im Kalender der Düsseldorfer Jahresereignisse, nicht zuletzt auch wegen der seit Jahrzehnten gewachsenen und gefestigten großen japanischen Community innerhalb der Stadt, und hier besonders im Stadtteil Oberkassel. Der Japan-Tag Düsseldorf bedeutet eine deutsch-japanische Begegnung, die mit über einer Million Besuchern das weltweit größte Fest ihrer Art ist. Der Verkauf japanischer Speisen und Getränke und ein umfangreiches Bühnen- und Sportprogramm, das von japanischen Musikern, beispielsweise Koto-Spielern, Chören, J-Pop- und Rock-Künstlern, sowie Kampfsportlern gestaltet wird, gehört genauso dazu wie ein „klassisches Konzert“, so, wie es auf dieser Ausgabe des Schallarchivs zu hören ist. Grandioser Abschluss ist zur nächtlichen Stunde ein fast halbstündiges Höhenfeuerwerk, das weit über die Grenzen der Stadt und dieses Festtages hinaus Bewunderer aus Nah und Fern anzuziehen vermag.
Die Düsseldorfer Symphoniker hatten, sicher auch mit einem freundlichen Seitenblick auf ihre japanischen Orchesterkollegen, die in Japan so beliebte 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven nach vielen Jahren einmal wieder in ihr Jahresprogramm aufgenommen. Geleitet wurde das Konzert von einem in Europa und darüber hinaus hoch angesehenen Dirigenten: Rusuke Numajiri. Numajiri, geboren 1964, Schüler und Assistent u.a. von Seiji Ozawa, hatte bereits mit großem Erfolg das London Symphony Orchestra, das Deutsche Symphonie Orchester Berlin und das Bayerische Staatsorchester geleitet. Mit Beginn der Spielzeit 2013/2014 wird er seine erste feste Position in Deutschland als Generalmusikdirektor der Hansestadt Lübeck antreten, eine Position, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts auch Düsseldorfs ehemaliger Orchesterchef Bernhard Klee inne hatte.
Für den Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf waren die Aufführungen der „heimlichen 2. Nationalhymne Japans“ wieder einmal Begegnungen mit einem vermeintlich altbekannten Werk in der interpretatorischen Neuentdeckung eines ihm bis dahin unbekannten Gastdirigenten. Der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf konnte eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass man dieses vielfach unterschätzte –weil so bekannte- Werk sowohl differenziert, wie auch tonschön und klanggewaltig über das Orchester bringen kann, ohne dabei das so gefürchtete „Schreistück“ abzuliefern. Ein schmaler Grad, der Dank einer auch stimmtechnisch ausgefeilten Vorbereitung durch die Chordirektorin ganz ausgezeichnet gemeistert werden konnte.
Der 9. Symphonie vorangestellt wurde das knapp viertelstündige Orchesterwerk „A Flock Descends into the Pentagonal Garden” (1977) des Japaners Toru Takemitsu (1930 – 1996).


Ryusuke Numajiri