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Der Tenor Erich Gelf wird Ehrenmitglied des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V.

Nahezu 40 Jahre war Erich Gelf aktives Mitglied des Chores im Städtischen Musikverein zu Düsseldorf. Das Attribut „aktiv“ teilte er sich in den 4 Jahrzehnten zwar mit einer großen Vielzahl Sängerinnen und Sängern, aber seit 1990 war der Geehrte auch in verschiedenen, aber immer sehr nachhaltig ausgefüllten Funktionen ehrenamtlich leitend oder besondere Aufgaben verantwortend im Verein tätig.

Mitglieder der Satzungskommission: v.l. Jens Billerbeck, Erich Gelf, Georg Lauer,Dr. Anna-Caroline Gravenhorst, Gisela Kummert, Klaus-Peter Tiedtke war verhindert.

Der seinem französischen Nachbarland immer eng verbundene Saarländer begann seiner Chorlaufbahn bereits im 9. Lebensjahr in der Kurrende der Evangelischen Kirchgemeinde Alt-Saarbrücken. Die in seiner jetzigen rheinischen Heimatstadt vollendete Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt und seine 1961 mit der Berufung ins Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgezeichnete Beamtenlaufbahn im verantwortlichen Verwaltungsdienst verwundert zunächst jene, die den „Sangesbruder“ als ausgesprochen versierten Musikwissenschaftler kennen- und schätzen gelernt haben. Man vermutet in ihm eher den sich Tag und Nacht mit dem Umfeld der Tonkunst befassenden Menschen denn einen Beamten der Zahlen oder Bilanzen. Ihn näher zu kennen, bedeutet aber, den als Vorurteil empfundenen Widerspruch zu relativieren, denn die Begeisterung und Exaktheit seiner musikalischen Analysen zeigt sich auch in Erzählungen über die Organisationsfragen kirchlicher Einrichtungen in Deutschland und Frankreich, mit denen er – die Prägung der Saar bestätigend – europäisch tätig war.

In den Musikverein folgte er dem Kantor Hartmut Schmidt, der sein erster rheinischer Chorleiter in der Düsseldorfer Mattäikirche war. Im Konzertchor der Landeshauptstadt verband er wieder auf sehr effektive Weise seine ökonomischen und künstlerischen Ambitionen. Eine bessere Kombination, um in einem Vokalensemble für ein Jahrzehnt als 1. Schatzmeister im Vorstand zu wirken, kann man sich kaum vorstellen.

Ab 2006 konnte das wiedererweckte Magazin „Neue Chorszene“ auf Erich Gelfs sogar immer wieder auch professionelle Musikwissenschaftler überzeugenden und zum Zitieren anregenden Analysen der jeweils geprobten Chorsinfonik zurückgreifen. Die Artikel waren durchaus lang aber nie langweilig. Der Umfang mancher Beiträge machte eine für unabdingbar erkannte Erweiterung der Seitenzahl des Heftes notwendig. Mit der Einstellung der gedruckten Version erreichten die ehemalige Redaktion traurige Nachfragen nach der Gelf’schen Sicht auf das bevorstehende Werk. Ob Mahler oder Beethoven, Schubert oder Verdi, Mendelssohn oder Bruckner – nicht ein einziges Mal hatte man das Gefühl „Bekanntes nur neu geordnet“ zu lesen. Erich Gelf hat immer den Ehrgeiz der eigenständigen Herleitung seiner Interpretation aus der Werkgeschichte und aus seinen langen Erfahrungen mit ihm bekannten Künstlern. Seine gelegentliche Lust am Widerspruch oder einer polemischen Position zeigt nur, dass seiner Werkanalyse Substanz zugrunde liegt, die sich mit anderen zu reiben vermag.

Seine Berufung zum Ehrenmitglied, die er bescheiden auf den verantwortlichen Redakteur der Neuen Chorszene, Georg Lauer, und seine Mitautoren ausweitet, war ebenso unstrittig wie von herzlichem Beifall getragen. Die Verabschiedung des Tenors ist das Willkommen eines Konzertchoristen „h.c.“ , der gut und verdienstvoll in diese Ehrengalerie des Musikvereins passt.

Gabriella Faludi am 2.12.2021