Es ist sehr bedauerlich, dass es kein Tondokument mit Heinrich Hollreiser aus seiner Zeit als Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf gibt, zumindest keines, was die Zusammenarbeit mit dem Chor des Städtischen Musikvereins beinhaltet. Erst viel später, in den Jahren 1980 und 1986 konnte ein gemeinsames Musizieren festgehalten werden (Mozart – Krönungsmesse; Schallarchiv Vol. 19 und Pfitzner „Von Deutscher Seele“, Schallarchiv Vol. 120). Gleichwohl waren die Proben auch jedes Mal ein Quell freudiger Erinnerungen. So kam es bei der Orchesterprobe zum Mozart zu folgender Begebenheit: Heinrich Hollreiser benutzte gerne einen recht langen Dirigentenstab. Direkt vor ihm saßen die 2. Violinen, und in der ersten Reihe der Stimmführer Burkhard-W. Godhoff. Als nun Heinrich Hollreiser bei einer bestimmten Stelle diese Stimmgruppe besonders hervorheben wollte, stand er von seinem „Proben-Barhocker“ auf und kam eben diesem Musiker gefährlich nahe. Herr Godhoff wich Stück für Stück angstvoll zurück und kam mit dieser „Verschiebeaktion“ dem hinter ihm sitzenden Kollegen näher und näher. Das wiederholte sich zweimal bis der Kollege laut sagte „Hallo! Geht’s noch?“ Hollreiser zu Godhoff: „Ja, sein’s schön vorsichtig! Der Weg meiner Karriere ist gepflastert mit Einäugigen und Blinden!...“
Es wird zuverlässig berichtet, dass alle Musiker die Aufführungen (nach der Krönungsmesse kam noch die Sinfonia domestica von Strauss!) körperlich unbeschadet überlebt haben.
Erinnerungen von Rainer Großimlinghaus im Juli 2021
Bild: Heinrich Hollreiser in einer Zeichnung von Editha Hackspiel
Beitragsbild: Heinrich Hollreiser und der lange Taktstock in einer Zeichnung von Editha Hackspiel