Haydn‘s „Schöpfung“ spielt in der Geschichte des Städtischen Musikvereins eine ununterbrochen bemerkenswerte Rolle. Zunächst gehörte das Werk (neben den „Jahreszeiten“) zu den Gründungskonzerten 1818. Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann begnügten sich in ihrer Düsseldorfer Zeit zwar nur mit „Auszügen“, Julius Rietz, Julius Tausch, Julius Buths, Georg Kramm, Karl Panzner, Hans Weisbach und Hugo Balzer (unter anderen) waren teilweise mehrfach Dirigenten des Oratoriums wie auch die Düsseldorfer Generalmusikdirektoren Heinrich Hollreiser, Eugen Szenkar, Rafael Frühbeck de Burgos, Henryk Czyz und Bernhard Klee. Das erste Konzert nach dem 2.Weltkrieg im Dezember 1945 (!) war ebenso Haydn‘s Meisterwerk wie auch das 140jährige Jubiläumskonzert am 16. Oktober 1958 (Vol. 83). Schließlich wurde der Chor des Musikvereins u.a. 1979 zu einer spektakulären TV-Produktion in die „Saint-Louis des Invalides“, Paris eingeladen. Es vergingen jedoch nach 1982 (Klee) immerhin 36 Jahre, bis der Musikverein dem Düsseldorfer Publikum dieses „Kernwerk“ seines Repertoires wieder präsentieren durfte.
Und es wurde ein rauschender Erfolg, nicht zuletzt wegen der herausragenden Interpretation des zur Zeit wohl kompetentesten Interpreten der Musik von Joseph Haydn: Adam Fischer. Er und ein faszinierendes Solistenterzett waren ein Geschenk zum 200sten Jubiläum des Begründers der bürgerlichen Musikkultur der Rheinlande, des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf.
In den Kritiken las man zwar die Frage, warum ein derart großer (120 Sänger) Chor, und warum denn nicht eine „kleine, feine Madrigal-Besetzung“ (NRZ) gewählt wurde. Dazu bleibt festzustellen, dass der Chor des Jahres 2018 lediglich 50% (Anzahl) an Mitwirkenden im Vergleich zum Jahr 1958 (230!) aufzubieten hatte. Auch stellt sich die Grundsatz- und Glaubensfrage nach der Aufführungspraxis generell. Vokal-Ensembles greifen durchweg auf professionell ausgebildete, teils sehr junge Stimmen zurück. Wollte man dies zum alleinigen Maßstab machen, wäre das der Tod der großen Konzertchöre, sei es in Berlin, Leipzig, Dresden, München, Köln, Bonn und auch Düsseldorf (um nur die prominentesten zu nennen). Eine Diskussion also, die schon lange nicht neu ist, sondern seit den 70er Jahren des XXsten Jahrhunderts immer wieder zu heftigsten Kontroversen geführt hat. Aber: Schon Sir.John Eliot Gardiner, Sir. Roger Norrington und nicht zuletzt Bernhard Klee konnten eindrucksvoll belegen, dass man auch mit einem größeren romantischen Konzertchor sehr wohl filigrane Ergebnisse erzielen kann. Und so gelang es auch Adam Fischer, dessen Lesart Zuhörer wie Ausführende (besonders hervorzuheben die vorzüglich musizierenden Düsseldorfer Symphoniker) gleichsam zu begeistern vermochte. Fazit: Man darf dankbar dafür sein, dass ausgerechnet dieses Werk, ausgerechnet mit diesem Dirigenten und diesen Solisten zu einem Meilenstein im Lebenslauf des Musikvereins werden konnte. Somit verweist der Städtische Musikverein zu Düsseldorf mit Stolz auf das nun vorliegende Tondokument.