Schallarchiv
Beethoven: Missa solemnis

Die Geschichte der Missa solemnis unter Bernhard Klee ist fast der Bericht über einen „Handel“ unter Freunden. Bernhard Klee hatte großen Respekt vor dem Stück, fast zu großen. Schon vor Beginn seiner Amtszeit hatte Kunibert Jung den designierten neuen Musikchef eindringlich auf Beethovens zentrales Chorwerk hingewiesen. 1947, 1958, 1970 lauteten bis dahin für den Musikverein die Missa-Stationen nach dem 2. Weltkrieg. Klee, der sich leidenschaftlich mit der Komplexität großer Werke der musikalischen Weltliteratur auseinanderzusetzen vermochte, schien wie kaum ein anderer geeignet, dem Düsseldorfer Konzertleben wieder eine Missa solemnis zu schenken. Wieder einmal sollten nach 1970 10 Jahre vergehen, bis die sprichwörtliche Penetranz des Musikvereins siegte, und ein –wenn auch ungleicher- Tausch zustande kam: Klee wollte unbedingt Schönbergs „Gurre-Lieder“ aufführen; sicher ein beeindruckendes Werk, jedoch für einen Chor nicht zu vergleichen mit den Herausforderungen Beethovens. Also lief es auf „Machen wir mit Ihnen Schönberg, machen Sie bitte mit uns Beethoven!“ hinaus. Post festum lässt sich ohne Zweifel sagen, dass die Missa des Jahres 1980 zu einem der ganz großen Konzerterlebnisse unter Bernhard Klee wurde. Der Musikverein ist dankbar, dass das vorliegende Dokument erhalten blieb, wenngleich durch die –bekannt- ungünstigen Aufnahmebedingungen der Chor deutlich benachteiligt ist. Mit gutem Willen ahnt man jedoch, wie engagiert und selbstbewusst der Musikverein die Tücken der Beethoven-Partitur meistern konnte.

Foto: Bernhard Klee