Musikfest = Düsseldorf - Reichsmusiktage 1938 vom 22. 5. bis zum 29.5.1938
Festveranstaltung zu den Reichsmusiktagen 1938:
Aus dem Begleitheft der Schallarchiv-CD:
In der zweiten Hälfte des Jahres 2010 stießen wir auf das Deutsche Rundfunkarchiv DRA in Frankfurt/Main. Ein äußerst hilfreicher Mitarbeiter dort konnte zwei hochinteressante Dokumente ausfindig machen:
1) den Nachweis über die vermutlich erste Rundfunkübertragung eines Konzertes des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf in Form eines Ausschnitts aus der Programmzeitschrift Der Deutsche Rundfunk von Donnerstag, 26. Mai 1938, 20:00 Uhr: Hans Pfitzner Von Deutscher Seele,
2) einen nahezu vollständigen Mitschnitt der Kulturpolitischen Kundgebung der NSDAP vom 28. Mai 1938 anlässlich der Reichsmusiktage. Neben den unsäglichen Reden und aus heutiger Sicht- völlig unverständlichen Zuhörerreaktionen bleiben doch zwei bemerkenswerte Teile dieses Dokuments unstrittig: die Dokumentation des von Richard Strauss selber dirigierten Festlichen Präludiums op. 61 und die vom damaligen GMD Hugo Balzer geleitete Ouvertüre Leonore III von Ludwig van Beethoven. Es spielte das (verstärkte) Städtische Orchester, also die heutigen Düsseldorfer Symphoniker. Neben dem vielfach peinlichen politischen Unfug der gehaltenen Ansprachen sind diese musikalischen Seiten der Veranstaltung aus musikhistorischer wie auch orchestergeschichtlichen Sicht die wahre Sensation des hier vorliegenden Dokuments, zumal beide (!) Werke in allen bisherigen Aufarbeitungen seitens des Orchesters (leider) verschwiegen wurden. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass Richard Strauss bereits 1896, 1899 und 1902 im Rahmen der damaligen Niederrheinischen Musikfeste das Düsseldorfer Orchester dirigiert hat; 1934 leitete er zudem zwei Vorstellungen im Stadttheater: Ariadne auf Naxos und Arabella, und damit ebenfalls unser Orchester.
Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf sieht sich im vorliegenden Fall in der Chronistenpflicht, in dem er auch dann musikhistorisch wertvolle Dokumente des Düsseldorfer Musiklebens aufspürt und bewahrt, wenn er selber daran nicht direkt beteiligt war. Ferner distanziert er sich nachdrücklich von Inhalt und Zusammenhang der auf der CD zu hörenden Propaganda-Auslassungen.
Bild: Joseph Goebbels und Richard Strauss am 29.5.1938 in der Tonhalle Düsseldorf