Am Ende dieses Jahres 1902 konnte die Tonhalle auf 170(!) stattgefundene Abonnementskonzerte zurückblicken. Außerdem fanden unzählige sonstige Veranstaltungen statt. Das prachtvolle Gebäude war der wirkliche kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Man darf sich jedoch die Konzerte nicht so vorstellen, wie wir es heute gewohnt sind. In aller Regel saß das Publikum an Tischen und konnte während des Konzertes essen und trinken. Diese Praxis war lebenswichtig für die Wirtschaftsbetriebe der Tonhalle, jedoch oftmals nicht förderlich für die Aufmerksamkeit der Konzertbesucher und die Konzentration der Künstler. Mit dieser Praxis des „Zuhörens" werden auch die in diesem Lebenslauf dargestellten langen Konzertprogramme erst verständlich. Wenn der Leser sich die Programme der dritten Tage der Musikfeste anschaut, stellt er fest, dass es Programmabläufe waren, die über mehrere Stunden gingen.

In Jahre 1902 fand in Düsseldorf die große Gewerbeausstellung statt, die mit 5 Millionen Besuchern Weltausstellungscharakter hatte. Auch diese Ausstellung von internationalem Rang sorgte für viele Veranstaltungen in der Tonhalle und deren Veranstaltungsgärten. In den Beschreibungen der Düsseldorfer Rundgänge hieß es im Jahre 1902: „In den Sälen finden auch die Veranstaltungen des Niederrheinischen Musikfestes statt, auch hält die Künstlerschaft darin ihre jährlichen Maskenfeste ab; ausserdem dienen dieselben allen grösseren Konzerten, Veranstaltungen, Bazaren, Volksversammlungen und Festlichkeiten, so auch an den Kirmes- und Faschingstagen und spielt sich namentlich an den letzteren hier ein kolossal lebhaftes, tolles Treiben ab. Der jedem Interessenten zugängliche riesige Weinkeller (7 Faßkeller und 12 Flaschenkeller und eine Probierstube), unter städtischer Regie stehend, sowie das Restaurant der Tonhalle erfreuen sich eines vorzüglichen Rufes und dementsprechend ist das Lokal auch stets gut besucht." Von der Probierstube sagte der Volksmund: Das ist die einzige städtische Dienststelle, die man „lieber besuche als wieder verlasse".