Mit diesem Brief an den Dichter Moritz Horn entschied sich Robert Schumann zur Vertonung von "Der Rose Pilgerfahrt":
"Düsseldorf, den 21. April 1851.
Geehrter Herr,
Im Drange vieler Geschäfte kam ich erst heute dazu, Ihre freundliche Sendung zu beantworten. Gewiß eignet sich die Dichtung zur Musik, und es sind mir auch schon eine Menge Melodieen dazu durch den Sinn gegangen. Aber es müßte viel gekürzt werden, vieles dramatischer gehalten sein. Dies aber nur im Betracht zur musikalischen Composition, dem Gedicht als Gedicht bin ich weit entfernt, diese Ausstellung zu machen.
Auf dem beifolgenden Zeddel habe ich mir erlaubt, einige die Aenderungen betreffende Bemerkungen zu machen. Bis zu den Worten:
und bittet freundlich hier
Um Obdach
wäre ziemlich alles musikalischer Behandlung fähig. Von da an müßte die Handlung aber lebendiger, dramatischer sich entwickeln.
Würden Sie sich dazu entschließen, eben nur zu Gunsten der musikalischen Composition einiges zu verändern, so hätte ich die größte Lust, die Dichtung zu componiren. Sie lebt mir eben so frisch im Sinn, daß mir, je eher Sie diese Aenderungen unternähmen, dies um so lieber sein würde. Gäben Sie das Gedicht in Druck, so könnten Sie wohl immer Ihre jetzige Fassung beibehalten und man könnte auf die Composition den Beisatz machen: »nach einem Gedicht von etc. etc.«
Dies sei denn Ihrer freundlichen Berücksichtigung empfohlen. Es sollte mich freuen, wenn ich die Composition bald in Angriff nehmen könnte.
Wollen Sie auch die Gefälligkeit haben, Herrn *** für seine Zeilen an mich bestens zu danken, und haben Sie selbst vielen Dank, daß Sie mich mit der zarten Dichtung bekannt gemacht.
Ihr
hochachtungsvoll ergebener
R. Schumann."
Kurzbiographie: Heinrich Moritz Horn (* 14. November 1814 in Chemnitz; 23. August 1874 in Zittau) war ein deutscher Dichter und Novellist.Horn studierte Rechtswissenschaften in Leipzig, lebte dann als Gerichtsassessor erst in seiner Vaterstadt, darauf zu Zittau in der Lausitz. Die durch Robert Schumanns Vertonung bekannt gewordene lyrisch-epische Dichtung Die Pilgerfahrt der Rose (Leipz. 1851, 4. Aufl. 1882) war sein erstes Werk. Auch andre erzählende Dichtungen, wie Die Lilie vom See (Leipz. 1854) und Magdala (das. 1855, 2. Aufl. 1870), hatten vorübergehenden Erfolg. Weniger erfreulich sind das Idyll Die Dorfgroßmutter (Leipz. 1856) und die Neuen Dichtungen (Prag 1858) mit ihren versifizierten Kriminalgeschichten. Das Gebiet des Romans betrat Horn mit den Erzählungen: Auf dem Schloß und im Thal (Prag 1858, 2 Bde.), Die Dämonen (das. 1862, 2 Bde.), Der zerrissene Dreiklang (Leipz. 1867, 2 Bde.) u. a. Noch erschien: Aus goldener Kinderzeit (Leipz. 1862). Im anspruchslosen Lied und Bild entwickelte Horn eine tiefe Innigkeit.
Bild: Nachbau des Düsseldorfer Musikzimmers Robert Schumanns, zu sehen im Robert-Schumann-Haus Zwickau.