Lebenslauf
Felix Mendelssohn Bartholdy

Im Düsseldorfer Stadttheater leitete Felix Mendelssohn Bartholdy eine Opernaufführung:

Wolfgang Amadeus Mozart: "Don Giovanni"
Regie: Georg Meisinger

Nachfolgend ein kleiner Einblick in das damalige Theaterleben mit den Worten der zeitgenössischen Chronisten und untenstehend ein Kommentar von Felix Mendelssohn Bartholdy aus seinen Briefen zu diesem Ereignis:
"Man gab daher von Mitte December 1833 bis Ende März 1834 sogenannte Mustervorstellungen, um zu zeigen, wie es einst werden sollte. Die erste dieser Vorstellungen, welche Mendelssohn zu dirigiren hatte, war Don Juan. Er musste bei dieser Gelegenheit, wohl zum ersten male in seinem Leben, die Angriffe einer sinnlosen, rohen Opposition aushalten, die allerdings nicht seiner Person galten. Ein Theil des Publicums hatte Anstoss an dem Namen Mustervorstellungen genommen, den er für arrogant hielt, auch wohl über die erhöhten Eintrittspreise sich geärgert. Es liess sich wiederholt ein furchtbares Pfeifen, Trommeln und Brüllen hören, vor welchem man das erste Duett des zweiten Actes nicht vernehmen konnte. Immerman, dem man eine Zeitung auf's Theater geworfen hatte, damit er sie vorlesen solle (vermuthlich mit einem tadelnden Artikel) ging empört weg; Mendelssohn dagegen hielt an seinem Dirigentenpulte tapfer Stand, obgleich er, als der Vorhang zum vierten male fallen musste, seinen Stock hinlegen oder ihn (was ihm Niemand verdenken kann), »wahrhaftig lieber den Kerls an den Kopf werfen wollte«. Indessen die Schreier wurden heiser – es wurde wieder ruhig und der zweite Act konnte unter vielem Applaus bis zu Ende gespielt werden. Der Hauptanstifter des Scandals, ein Regierungssecretär, der die Kühnheit gehabt hatte, sich zu nennen, bekam von seinem Präsidenten einen strengen Verweis, die Soldaten, die mit geschrieen hatten, gleichfalls, – der ganze Verein zur Beförderung der Tonkunst erliess ein Manifest, in welchem er um Wiederholung der Oper bat, so konnte die Vorstellung einige Tage später wiederholt werden. M. hatte gedroht, beim geringsten Scandal die Vorstellung sofort zu endigen, das Theatercomité wollte sich in diesem Fall auflösen – aber siehe da, als er an's Pult trat, wurde ihm unter vielfachem Applaus ein dreifacher Tusch gebracht, dann wurde es mäuschenstill und die Vorstellung wurde von Anfang bis Ende unter lebhaftem Beifall für jede einzelne Nummer glänzend durchgeführt. (Die ausführlichere sehr pikant geschriebene Darstellung des ganzen Vorfalls findet sich in den bei Hensel abgedruckten Briefen Mendelssohn's, 2. Theil, S. 18–20.)

Felix Mendelssohn Bartholdy selbst schrieb zu diesem Skandal an seine Eltern Lea Salomon-Mendelssohn (Bild) und Abraham Mendelssohn Bartholdy am 28. und 29. 12. 1833 wie folgt:

"Nachdem also der grand scandale angefangen hatte, der Vorhang dreimal gefallen und wieder aufgezogen worden war, nachdem sie das erste Duett des 2ten Acts durchgesungen hatten, ohne vor Pfeifen, Trommeln und Brüllen gehört worden zu sein, nachdem sie dem Regisseur die Zeitung aufs Theater geworfen hatten, damit er sie vorlesen solle, und der darauf sehr piquirt weggegangen war, und der Vorhang zum 4ten male fiel, wollte ich meinen Stock hinlegen, oder ihn wahrhaftig lieber den Kerls an den Kopf schmeißen - FMB".
(Briefe, Bd. 3, S. 316 = Brief Nr. 834). Diese Aufführung wurde am 23. 12. 1833 unter Mendelssohns Leitung wiederholt.