Schon 2012 warf für mich als Vorsitzender des Musikvereins das Jubiläumsjahr 2018 seine Schatten voraus. Von diesem Zeitpunkt an diskutierte ich, zusammen mit Rainer Großimlinghaus, über eine Buchprojekt mit der Robert-Schumann-Hochschule zur "Entwicklung der Bürgerlichen Musikkultur im Rheinland am Beispiel des Städtischen Musikvereins Düsseldorf". Dies war damals der erste Arbeitstitel. Viele vorbereitende Gespräche fanden im sich entwickelnden "Stammlokal", dem Hausboot "Canoo" an der Rheinpromenade statt. Erste und einzige Kontaktperson zu Beginn war Prof. Dr. Dr. Kalisch, Prorektor der RSH. Meine bzw. unsere Grundidee kann wie folgt beschrieben werden:
- Es wird eine wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Robert-Schumann-Hochschule angestrebt mit dem Ziel eine Monographie zu erstellen, die die Entwicklung des Städtischen Musikvereins seit seiner Gründung im Jahre 1818 beleuchtet. Auslöser dieser Überlegungen war die enorm umfangreiche Zusammenstellung der Stadt- und Musikvereinsgeschichte durch Manfred Hill im Internet unter www.musikverein-duesseldorf.de/lebenslauf/. Die Darstellung hat einen Umfang von ca. 1.100 Seiten. Eine weitere Basis waren die beiden Chronik-Bücher von Rainer Großimlinghaus "Aus Liebe zur Musik". Die geplante Monographie sollte, populär-wissenschaftlich geschrieben, eine professionelle Aufarbeitung der Musikvereinsgeschichte der letzten 200 Jahre darstellen.
Manfred Hill trug diesen Gedanken zunächst dem Kulturbürgermeister Friedrich G. Conzen vor und fand dort große Zustimmung. Dann wurde der Gedanke dem Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe nahegebracht und auch dort zustimmend aufgenommen. Die beiden Herren überzeugten Oberbürgermeister Dirk Elbers und es kam auch von dort, nach vielen Gesprächen zwischen der Stadt und der RSH, ein positives Votum. Viele interne Dinge galt es zu beachten was auch dazu führte, dass die ersten Gespräche im Jahre 2012 bis Januar 2014 andauerten, um einen Erfolg zu generieren. Es waren in erster Linie verwaltungstechnische Schwierigkeiten, da es sich bei dem Auftrag um den ersten Vertrag zur wissenschaftlichen Arbeit zwischen der Stadt Düsseldorf und der landeseigenen Musikhochschule handelte. Es wurde Neuland betreten.
Wichtig war zu diesem Zeitpunkt, dass es auf allen Seiten nur Zustimmung gab. Der Vertrag war aber zu diesem Zeitpunkt weder fixiert noch verhandelt. Es sollte ein Vertrag mit dreijähriger Laufzeit sein, der von der Stadt pro Jahr mit € 25.000,00 dotiert wird. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin, die die Hochschule bereitstellt, sollte Frau Dr. Nina Sträter sein. Frau Dr. Sträter arbeitet unter Führung der Musikwissenschaftlerin Dr. Yvonne Wasserloos. Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Dr. Kalisch, Prorektor der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.
All dies fand auch zu Zeiten des Wahlkampfes in der Stadt statt und Oberbürgermeister Dirk Elbers verlor die Stichwahl und musste sein Amt an Thomas Geisel abgeben. Dieser Umstand verschaffte mir, nach den vielen Monaten des Behördenkampfes, zunächst ein Motivationsloch, das ich aber schnell überwinden konnte. Die Verwaltung wurde umgestellt, neue Ansprechpartner allüberall und alles wurde auf Anfang gestellt. Prof. Kalisch und ich ließen aber nicht locker, hatten unsere "alten" Mitstreiter, Bürgermeister Conzen und Kulturdezernent Lohe, weiterhin an unserer Seite und erreichten nach einiger Zeit auch die Zustimmung von Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Nun begannen komplizierte Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Hochschule, die im Jahr 2015 dann in einen Vertrag Gestaltung fanden. Die Arbeiten konnten wie geplant beginnen. Die Jahre 2015-2016-2017 sollten zur Forschung genutzt werden und das Buch kann begonnen werden. Aus dem Arbeitstitel wurde der endgültige Titel: "Der Bürger erhebt seine Stimme" - Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf und die bürgerliche Musikkultur im 19. und 20. Jahrhundert.
Heute, rückblickend betrachtet, ist festzustellen, dass dies eine der positivsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem erst in vielen Jahren anstehenden 200. Jubiläum war. Die frohe Botschaft der Zustimmung von OB Elbers, die geheim bleiben musste, teilte ich Prof. Kalisch mit folgender euphorisierter Mail mit:
Lieber Herr Prof. Dr. Dr. Kalisch,
nachdem wir heute morgen von Herrn Bürgermeister Conzen die freudige Nachricht über das Gespräch mit dem Herrn Oberbürgermeister Elbers erhielten ist und war die Freude über diese glückliche und rasante Entwicklung groß.
Nach einem Gespräch mit Frau Riedel vom Büro des Herrn Bürgermeisters Conzen möchte ich aber eine ganz wichtige Sache noch an Sie vermitteln:
Die positive Entscheidung für dieses Projekt in Verbindung mit der Stadt Düsseldorf und der RSH darf zur Zeit auf keinen Fall in die öffentliche Diskussion gelangen. Erst wenn über das Büro des Herrn Oberbürgermeisters Elbers die Information der Presse stattgefunden hat kann von anderer Seite über das Projekt gesprochen werden. Wir müssen unbedingt verhindern, dass irgendjemand irgendetwas veröffentlicht, was nicht mit dem Büro Oberbürgermeister abgesprochen ist.
Sie werden sicher Prof. Wippermann und Prof. Leander informiert haben und ich bitte Sie, dass Sie den Herren diese momentane „Geheimhaltungspflicht“ vermitteln. Frau Dr. Wasserloos erhält Kopie dieser Mail.
Ein erster Presseterminvorschlag war von uns die Gemeinschaftsprobe des Musikvereins am 28.1.2014 in der Tonhalle – 19.25 bis 21. 25 Uhr.
Innerhalb des Musikvereins werde ich die so überaus positive Entwicklung auch nur innerhalb des Vorstandes, versehen mit dem Hinweis auf die Einschränkung der Veröffentlichung, kommunizieren.
Ich danke Ihnen für Ihre Mühe und grüße Sie herzlich
Ihr
Manfred Hill.-Vorsitzender-
Städtischer Musikverein zu Düsseldorf e. V. gegr. 1818
Bild: Das Endergebnis - "Der Bürger erhebt seine Stimme" - Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf und die bürgerliche Musikkultur im 19. und 20. Jahrhundert
Beitrag mit den Erinnerungen von Manfred Hill vom 25.5.2021