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Wolfgang Sawallisch 100 Jahre

26. August 2023: Wolfgang Sawallisch 100 Jahre (1923 – 2013)

Der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf hat in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg mit einer Vielzahl großer internationaler Dirigenten zusammen musiziert. Der am 26. August 1923 in München geborene Pianist und Dirigent Wolfgang Sawallisch gehörte zu den großartigsten, an den sich diejenigen, die das Glück hatten ihn persönlich erleben zu dürfen, mit Hochachtung, Respekt, ja tiefer künstlerischer Verbundenheit erinnern dürften. Wer Sawallisch in „seinem Nationaltheater“ erlebte, begriff sehr schnell, dass man es mit dem letzten wirklichen Generalmusikdirektor zu tun hatte. Als wir im Juli 1982 erstmals zur Klavierprobe (Robert Schumann: Genoveva) zusammen kamen, lag eine enorme Erwartung und Anspannung in der Luft. Wolfgang Sawallisch lies das Stück einmal durchsingen, gab ganz wenige Korrekturen an und sagte dann den berühmten Satz: “Sie kennen das Stück, ich kenne das Stück, es ist herrliches Wetter, schauen Sie sich München an! Es gibt viel zu erkunden!“ Von da an war und blieb es für beide eine Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung, die über viele Jahre blieb. Gemeinsam kam es dann zu jener herausragenden Aufführung des ELIAS im Jahr 1984, ebenfalls im Nationaltheater von München. Es folgten gemeinsame Konzerte und Schallplattenaufnahmen 1987 mit den Berliner Philharmonikern (Berlin/Düsseldorf) sowie 1992 dem Royal Concertgebouw Orchestra (Amsterdam). Geplant und auch bereits terminiert war 1993 die Missa solemnis von Beethoven, die das Concertgebouw ganz kurzfristig wegen Erkrankung zweier Solisten absagen musste. Ferner fragte Wolfgang Sawallisch den Chor 1995 in einem handschriftlichen (!) Fax für eine Johannes-Passion (Bach) an der Mailänder Scala an. Diese so ehrenhafte Einladung konnte der Chor jedoch mit größtem Bedauern wegen bereits eingegangener Verpflichtungen  nicht annehmen.

Die Zusammenarbeit mit Wolfgang Sawallisch kann man nur mit harmonisch und künstlerisch als äußerst effizient bezeichnen. Hartmut Schmidt, seinerzeit der langjährige Chordirektor des Musikvereins, und Wolfgang Sawallisch sprachen interpretatorisch eine Sprache. Es ist wie ein kleines Wunder, dass nun, nach fast 4 Jahrzehnten, die damalige Aufnahme von Mendelssohns ELIAS aus dem Jahr 1984 veröffentlicht wird. „500 Jahre Bayerisches Staatsorchester“ sind der Anlass, dieses so lange vergessene Juwel aus dem Archiv des Nationaltheaters in München zu heben. So trifft es sich, dass ein solch beeindruckendes Tondokument nunmehr zum 100sten Geburtstag des großen bayerischen Generalmusikdirektors der internationalen Musikwelt zugänglich wird. Für den Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf ist diese aufwendig präsentierte Doppel-CD wie ein Denkmal.

Wolfgang Sawallisch und seine stets so „richtigen Tempi“ wie auch seine große Einfühlsamkeit und warmherzige Freundlichkeit werden wir nicht vergessen!

Auch nach 100 Jahren nicht.

Manfred Hill

(Ehrenvorsitzender)

am 26.8.2023

P.S.: Den vorliegenden Text habe ich zusammen mit Rainer Großimlinghaus erstellt. Herrn Großimlinghaus ist es zu verdanken, dass diese historische ELIAS-Aufnahme nun als erste Aufnahme aus dem Archiv des Bayerischen Staatsorchesters, zu dessen 500. Jubiläum, das "Licht der Welt" erblickt. Seiner bald 40jährigen Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass diese historische Aufnahme mit den Solisten Dietrich-Fischer Dieskau, Margaret Price, Brigitte Fassbaender, Peter Schreier und Kurt Moll in die Öffentlichkeit kommt. Auch an dieser Stelle danke ich Rainer Großimlinghaus für seinen außerordentlichen Einsatz für den Musikverein und für unsere gemeinsame langjährige und so überaus erfolgreiche Zusammenarbeit. Ich danke aber auch und vor allem dem Bayerischen Staatsorchester für die wunderbare CD, danke dem Geschäftsführer Guido Gärtner für die Umsetzung und Miriam Nix für viel Entwicklungsarbeit. Liebe und gute Grüße nach München zu vielen engagierten Menschen, die diese historische Veröffentlichung ermöglichten.

Manfred Hill am 26.8.2023

Bild: Wolfgang Sawallisch und Hartmut Schmidt im Aufnahmestudio (Bild: Musikverein Düsseldorf)