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Pogromgedenken unter dem Eindruck des Hamas-Terrors

Pogromgedenken unter dem Eindruck des Hamas-Terrors

Am 13.10.2023 habe ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins, nach einigen Tagen ohnmächtigen Schweigens ob des bestialischen Terrors der Hamas gegen israelische Menschen, geäußert und auch deutlich gemacht, dass gerade kulturell ausgerichtete Einrichtungen unbedingt Stellung beziehen müssen.

Der heutige 9. November ist unverzichtbarer Gedenktag zum Pogrom der Nazis im Jahre 1938. Dieses Datum ist aber auch ein Schicksalsdatum für Israel wie für Deutschland. Viele Gedenkveranstaltungen fanden in Deutschland und auch in Düsseldorf statt und alle waren überschattet von dem grässlichen Überfall der Hamas.

Unsere Gesellschaft müsste sich in breiter Front schützend vor jede jüdische Mitbürgerin und jeden jüdischen Mitbürger in unserem Land stellen und mit einem Aufschrei denen entgegentreten, die unverhohlene Freude über das entmenschlichte Vorgehen der Hamas am 7.10. zum Ausdruck bringen.

In diesem Fall darf es im menschlichen Zusammensein kein „ja – aber“ wie „Der Staat Israel macht doch auch…“ oder ähnliches geben. Jede Kritik am politischen Verhalten des Staates Israel ist erlaubt und sicher auch wünschenswert und notwendig. Jede Relativierung des Massakers in Israel durch die Hamas ist jedoch in tiefster Weise unmenschlich und zu verurteilen.

Es hat in den letzten Jahren viele Beispiele gegeben, in denen wir als Volk Hilfsbereitschaft und Empathie entwickelten, wie dies nur wenigen Volksgemeinschaften in der Welt gelungen ist. Auch die Übernahme der Verantwortung für die Shoah und die sich in den vielen letzten Jahren entwickelte Aufklärungs- und Gedenkkultur sind sicherlich ziemlich einzigartig und müssen immer fortgeführt werden.

Unter diesen positiven Hintergründen, über die ich für unser Vaterland sehr glücklich bin, entwickeln sich trotzdem bei uns und in unserem Volk antisemitische Strömungen, die in höchstem Maße abscheulich sind und denen in besonderer und eindrücklicher Weise entgegengetreten werden muss.

Nur der Zusammenschluss aller Religionsgemeinschaften kann die Welt retten. Irland war hierfür ein wunderbares Beispiel. Jeder Mensch ist gleich, es gibt keine Rassen, jeder Mensch sollte mit jedem Menschen auf Augenhöhe sein, jeder Glaube ist zu akzeptieren, Toleranz und Achtung vor jedem Leben ist die Rettung. Kein Gott, kein Allah, kein Buddha, kein Brahma, Vishnu oder Shiva und kein sonstiger Religionsführer gebietet sich gegenseitig Gewalt anzutun.

Der Ruf „Tötet die Ungläubigen“ muss eliminiert werden und gehört in die Verbannung. Hass tötet Menschen und gebiert Kriege, seit tausenden von Jahren.

Lasst uns zu menschlichem Miteinander zurückfinden. Lasst uns offener werden für eine bunte Welt, lasst uns nicht den Hass befördern sondern ein offenes Miteinander praktizieren. 99 % aller Menschen haben ganz sicher ein friedvolles Zusammenleben in ihrer persönlichen DNA.

Lasst uns diese Kraft wecken, mit allem was wir haben.

Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-

am 9. November 2023

Bild: Pogromgedenken an der Gedenktafel der ehemaligen Düsseldorfer Synagoge mit Ministerpräsident Hendrik Wüst, Landtagspräsident André Kuper, Oberbürgermeister Dr. Stefan Keller und dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeine Oded Horowitz. Foto: Wolfgang Harste

 

P.S.: Am 9.11.1989 sangen wir, der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, im Concertgebouw Amsterdam die Große Totenmesse von Hector Berlioz zusammen mit dem Philharmonia Chorus London und dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam unter der Leitung von Neeme Järvi. Nach dem Konzert gab es einen völkerverbindenden Jubel: Deutschland erlebte die Öffnung der Mauer. Welche Glücksmomente für uns, die die Niederländer, die Engländer und der finnische Dirigent mit uns vorbehaltlos teilten.