Nach dem schrecklichen Massaker der Hamas am 7.10. 2023 verspürte ich eine Leere und Sprachlosigkeit, die ich kaum beschreiben kann. Angesichts der Folgen und der weiteren Entwicklungen habe ich mich, sals Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins, entschlossen Stellung zu beziehen u.a. weil ich auch der Auffassung bin, dass gerade kurlutrelle Einrichtungen sich mit einem Aufschrei gegen den Verlust der Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu stellen. In meinen beiden Beiträgen vom 13.10. und vom 9.11. wollte ich diese meine Haltung deutlich machen. Mittlerweile erfuhr ich viele positive Rückmeldungen die mich glauben lassen, dass der initiierte Weg der einzige ist um untereinander eine kleine Kerze der Versöhnung und des Willens zur Versöhnung leuchten zu lassen.
Manfred Hill - Ehrenvorsitzender-
am 20.11.2023 - 13.00 Uhr
Beitrag vom 13.10.2023:
"Ihr habt nun Traurigkeit…“
Der bestialische Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf völlig unschuldige Menschen in Israel hat mir nun einige Tage die Sprache geraubt.
Auch musste ich darüber nachdenken, ob ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf hierzu überhaupt äußern und positionieren darf. Schreibe ich hier im Namen der Mitglieder unseres Vereins, verletze ich mit meinem Statement Gefühle von andersdenkenden Mitgliedern des Vereins? Ist mein Statement politisch? Kann und darf sich ein kultureller Verein politisch äußern und positionieren?
Angesichts der unglaublichen Vorgänge in Israel und der ebenso unglaublichen Reaktionen in der arabischen Welt brauchte ich nur Minuten um zu der Überzeugung zu gelangen, dass gerade die kulturelle Welt, die sich doch eigentlich als Hort von Menschlichkeit versteht, zu einem Aufschrei des Entsetzens kommen muss.
Meine Sprachlosigkeit war von den entsetzlichen Vorgängen und deren Entmenschlichung beherrscht. Meine Sprachlosigkeit wurde durch die in der arabischen Welt zur Schau gestellten Freude über bestialische Morde an Kindern, an Menschen, befördert. Meine Trauer konzentriert sich zunächst auf die israelischen Opfer, aber dann auch sofort auf die zwangsläufig entstehenden palästinensischen Opfer im Gaza-Streifen, die von den Hamas-Schergen für ihre Bilder benutzt werden.
Der Titel meines Artikels stellt die Traurigkeit in den Vordergrund, die nach meiner Auffassung noch von der Ausweglosigkeit übertroffen wird. Tausende Jahre leidet das jüdische Volk unter Verfolgung, unser Volk ist für das singuläre Menschheitsverbrechen, die Shoah, verantwortlich. Somit muss unser Volk auf ewig in der ersten Reihe der Verteidiger des jüdischen Volkes stehen. Menschlichkeit muss die treibende Kraft unseres Tuns bleiben. Dies trifft auch auf alle Appelle an Israel für eine menschlich basierte Vorgehensweise zur Rettung ihrer Geiseln ein.
Alle Parteien im mehr als hundertjährigem Prozess der Entstehung eines jüdischen Staates haben unendliche Fehler gemacht. Alle Regierungen in Israel und in allen beteiligten arabischen Staaten haben unendliche Fehler gemacht. Alle Fehler sind vielleicht irgendwo begründet und dann vielleicht auch verständlich. Die von der Hamas zum Ziel erklärte Vernichtung Israels entbehrt jeder Menschlichkeit, zerstört jeden Versöhnungsansatz und kann nur kompromisslos bekämpft werden.
Alle Menschen, die sich jetzt diese Welttragödie ansehen müssen erkennen, dass nur über Versöhnung Möglichkeiten des Zusammenlebens vorstellbar sind. Krieg erzeugt Krieg, Hass gebiert Hass.
Meine Überschrift stammt aus der Luther-Bibel und eröffnet im kompletten Text ein wenig Hoffnung:
Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Joh. 16/22
Wir sollten uns mit allen Religionsgemeinschaften zu dem Ziel vereinigen, dass alle in ihren Texten wie Koran und Bibel vorantragen: Friede den Menschen auf Erden!
Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-
am 13. Oktober 2023
Beitrag vom 9. 11. 2023:
Pogromgedenken unter dem Eindruck des Hamas-Terrors
Am 13.10.2023 habe ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins, nach einigen Tagen ohnmächtigen Schweigens ob des bestialischen Terrors der Hamas gegen israelische Menschen, geäußert und auch deutlich gemacht, dass gerade kulturell ausgerichtete Einrichtungen unbedingt Stellung beziehen müssen.
Der heutige 9. November ist unverzichtbarer Gedenktag zum Pogrom der Nazis im Jahre 1938. Dieses Datum ist aber auch ein Schicksalsdatum für Israel wie für Deutschland. Viele Gedenkveranstaltungen fanden in Deutschland und auch in Düsseldorf statt und alle waren überschattet von dem grässlichen Überfall der Hamas.
Unsere Gesellschaft müsste sich in breiter Front schützend vor jede jüdische Mitbürgerin und jeden jüdischen Mitbürger in unserem Land stellen und mit einem Aufschrei denen entgegentreten, die unverhohlene Freude über das entmenschlichte Vorgehen der Hamas am 7.10. zum Ausdruck bringen.
In diesem Fall darf es im menschlichen Zusammensein kein „ja – aber“ wie „Der Staat Israel macht doch auch…“ oder ähnliches geben. Jede Kritik am politischen Verhalten des Staates Israel ist erlaubt und sicher auch wünschenswert und notwendig. Jede Relativierung des Massakers in Israel durch die Hamas ist jedoch in tiefster Weise unmenschlich und zu verurteilen.
Es hat in den letzten Jahren viele Beispiele gegeben, in denen wir als Volk Hilfsbereitschaft und Empathie entwickelten, wie dies nur wenigen Volksgemeinschaften in der Welt gelungen ist. Auch die Übernahme der Verantwortung für die Shoah und die sich in den vielen letzten Jahren entwickelte Aufklärungs- und Gedenkkultur sind sicherlich ziemlich einzigartig und müssen immer fortgeführt werden.
Unter diesen positiven Hintergründen, über die ich für unser Vaterland sehr glücklich bin, entwickeln sich trotzdem bei uns und in unserem Volk antisemitische Strömungen, die in höchstem Maße abscheulich sind und denen in besonderer und eindrücklicher Weise entgegengetreten werden muss.
Nur der Zusammenschluss aller Religionsgemeinschaften kann die Welt retten. Irland war hierfür ein wunderbares Beispiel. Jeder Mensch ist gleich, es gibt keine Rassen, jeder Mensch sollte mit jedem Menschen auf Augenhöhe sein, jeder Glaube ist zu akzeptieren, Toleranz und Achtung vor jedem Leben ist die Rettung. Kein Gott, kein Allah, kein Buddha, kein Brahma, Vishnu oder Shiva und kein sonstiger Religionsführer gebietet sich gegenseitig Gewalt anzutun.
Der Ruf „Tötet die Ungläubigen“ muss eliminiert werden und gehört in die Verbannung. Hass tötet Menschen und gebiert Kriege, seit tausenden von Jahren.
Lasst uns zu menschlichem Miteinander zurückfinden. Lasst uns offener werden für eine bunte Welt, lasst uns nicht den Hass befördern sondern ein offenes Miteinander praktizieren. 99 % aller Menschen haben ganz sicher ein friedvolles Zusammenleben in ihrer persönlichen DNA.
Lasst uns diese Kraft wecken, mit allem was wir haben.
Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-
am 9. November 2023
- 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.: 2021 feierten wir „Jüdisches Leben in Deutschland“ mit mehreren Konzerten in NRW. Siehe hier das Logo dieser überregionalen Veranstaltung. Wenn jetzt wieder jüdisches Leben in Gefahr gerät ist es unsere Pflicht die Versprechen einzulösen, die wir politisch vor uns hertragen. Das ist die Pflicht jedes einzelnen Bürgers in unserem Land.
- 9.11.2023: Pogromgedenken an der Gedenktafel der ehemaligen Düsseldorfer Synagoge mit Ministerpräsident Hendrik Wüst, Landtagspräsident André Kuper, Oberbürgermeister Dr. Stefan Keller und dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeine Oded Horowitz. Foto: Wolfgang Harste
- Aufruf der Institute zur Mahnwache an der Düsseldorfer Synagoge am 17.11.2023
- Mahnwache an der Düsseldorfer Synagoge am 17.11.2023. Viele Bürger aus vielen Instituten nahmen schweigend teil. Die SängerInnen des Musikvereins waren entschuldigt, da sie zum gleichen Zeitpunkt in der Tonhalle Kodalys „Psalmus Hungaricus“ aufführten.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.
- Mahnwache an der Düsseldorfer Synagoge am 17.11.2023. Viele Bürger aus vielen Instituten nahmen schweigend teil. Die SängerInnen des Musikvereins waren entschuldigt, da sie zum gleichen Zeitpunkt in der Tonhalle Kodalys „Psalmus Hungaricus“ aufführten.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.
- Kerzen an den Stufen der Synagoge Düsseldorf und an der Erinnerungswand an die entführten Geiseln.